Kurz und Knapp
Die Marke wurde 2001 in Sachsen gegründet und bietet nicht nur Streetwear-Klamotten mit unverfänglichen Motiven an, sondern richtet sich mit eigenem Zubehör vor allem an die Kraftsportszene. Die Label-Verantwortlichen stehen in Verbindung mit einem rechten Security-Netzwerk in Westsachsen und beziehen sich positiv auf rechte Gruppierungen und Parteien wie AfD und PEGIDA. Die Marke sponsert Personen und Teams aus dem Weightlifting- und Strongmen-Bereich aus der Region, ist aber auch auf internationalen Fitnessmessen anzutreffen.
Verantwortliche
„Brachial“ wurde 2001 beim Marken-und Patentamt registriert. Die 2002 in Zwickau/Sachsen etablierte DREI GmbH ist bis heute für die Marke und deren Inhalte verantwortlich. Andreas Rössle und Mario Hoffmann treten dabei als Geschäftsführer auf.
Ein eigenes Ladengeschäft, das „Area 21“ in Zwickau, ist zudem an die Marke und Firma angebunden.
Motive und Designs
Vorrangig auf Sport- und Freizeitbekleidung präsentiert die Marke mehrheitlich unverfängliche Motive, in denen der Markenname in verschiedensten Varianten auftaucht. Diese wirken martialisch und sind meist großflächig aufgedruckt. Totenköpfe und das „Eiserne Kreuz“ sind Teil des Designs. Mit Slogans wie „not in the gym to be avarage“ und „#fuckavarage“ spricht „Brachial“ vor allem die Strongmen-, Bodybuilding- und Weightlifting-Szene an. Das Unternehmen bietet zudem ein umfangreiches Angebot an Zubehör, von Handtuch bis Gürtel und Grip Pads, an.
Anbindung an die Neonazi-Szene
Auffällig beliebt war die Marke Anfang der 2000er Jahre vor allem in der rechten Hooligan-Szene Sachsens. Antifaschist_innen vermuteten viele Jahre, dass die Marke auf den Neonazi Ralf „Manole“ Marschner zurück zu führen wäre. Marschner, Bekannter und mutmaßlicher Unterstützer des in Zwickau untergetauchten „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU), führte bis 2007 einen rechten Szeneladen, in dem exklusiv Klamotten von „Brachial“ verkauft wurden.
Tatsächlich ist die Verbindung der Marke in die rechte Szene auch an einer anderen Stelle zu finden, nämlich anhand personeller Überschneidungen zu Neonazis aus dem Securitygewerbe.
Um dies nachvollziehen zu können muss man wissen, dass Ende der Neunziger Jahre viele Securityfirmen in der Region um Chemnitz und Zwickau entstanden, deren Personal größtenteils aus der gewalttätigen Neonazi- und Hooligan-Szene stammten. Ein besonders einflussreicher Zusammenschluss dieser Szene trat in der Zeit unter dem selbst gewählten Namen „HooNaRa“ auf, eine Abkürzung für „Hooligans Nazis Rassisten“. Vier Neonazis und Türsteher aus diesem Netzwerk waren es auch, die 1999 den 17-jährigen Punk Patrick Thürmer in der Nähe von Zwickau brutal zusammenschlugen. Patrick starb an seinen schweren Verletzungen.
Die Ermittlungen in diesem Fall fokussierten sich vor allem auf das eng gestrickte Security-Netzwerk, in dem auch die Firma „Security Service C.O.P.S.“ eine Rolle spielte. Diese wurde damals von Ronny Siegert geführt, der gleichzeitig auch Geschäftsführer der „ARGUS-Security“ war – eine Firma in der zahlreiche bekannte Hooligans und Neonazis als Subunternehmer angestellt waren. Die „Security Service C.O.P.S.“ hatte damals eine Zweigstelle in Plauen, geleitet von Frank Nierychlo. Nierychlo war zudem von 2002 bis 2005 Prokurist – also Bevollmächtigter – der „Security Service C.O.P.S.“ wie auch der DREI GmbH: Die Firma, die hinter „Brachial“ steckt.
Neben dieser Verstrickung findet man bei „Brachial“ noch weitere Überschneidungen in die rechte Szene. Denn während die Marke bundesweit und international eher in unverfänglichen Partner-Shops zu finden ist, reicht ein Blick in die offizielle Vertriebsstruktur in Sachsen, um zu wissen aus welchem Milieu „Brachial“ stammt. Zu nennen wäre da der Neonazi-Szeneladen „Phönix“ in Annaberg-Buchholz, der vom NPD-Gemeinderat Markus Szallies Anfang der 2000er Jahre eröffnet wurde, seit kurzem aber dauerhaft geschlossen hat. Das „Backstreetnoise“ in Chemnitz hingegen, wo „Brachial“ seit Jahren fester Bestandteil des Sortiments ist, wird immer noch munter vom NSU-Bekannten Hendrik Lasch betrieben. Auch das Geschäft „Nordland“ bei Bautzen, welches auf der Webpräsenz von „Brachial“ als Partnershop verzeichnet ist, führt auf einen Neonazi, den ehemaligen Sänger der Neonazi-Band „Asatru“, Markus Rose, zurück.
Schlussendlich weist auch einer der Geschäftsführer der DREI GmbH, Mario Hoffmann, eine unmittelbare Nähe zur rechten Szene auf. In den sozialen Netzwerken teilt er nicht nur fleißig Beiträge der „Alternative für Deutschland“ (AfD) oder Aufrufe zu Demonstrationen des Zwickauer PEGIDA-Ablegers, sondern war laut eigenen Angaben selbst auf Kundgebungen der AfD wie beim Auftritt Björn Höckes in Erfurt 2015.
Sponsoring
„Brachial“ sponsert lokal vor allem Personen aus dem Strongmen- und Weightlifting-Bereich, wie z.B. das Team des IRON Kraft- und Fitnessstudios von Mathias Buchta in Plauen. Während Buchta mit anderen bekannten Neonazis in Chemnitz Kampfsport trainiert, sind seine Weggefährten in Plauen in der rechten Hooligan-Szene und im Rocker-Milieu um den „Gremium MC“ zu finden.
Als einzigen Kampfsportler unterstützt „Brachial“ dagegen Mike Schmeißer. Dieser steigt immer wieder für das „Shuri Gym Zwickau“ bei den sächsischen „Fightclub“-Events in den Ring – eine Event-Reihe, bei der auch zahlreiche andere Neonazis und rechte Hooligans kämpfen.
Mike Schmeißer, auf seinem Oberarm ist eine „Schwarze Sonne“ tätowierte, scheint dieser Szene ebenso nahe zu stehen.
Des Weiteren betreibt die Marke einen eigenen Stand auf der jährlich stattfindenden Fitnessmesse FIBO in Köln.
Weitere Informationen:
Zum rechten Security-Netzwerk Westsachsens und dessen Verbindungen zum NSU: Das Netzwerk des NSU zwischen Chemnitz und Zwickau., Antifaschistisches Infoblatt 2/2016
https://www.antifainfoblatt.de/artikel/das-netzwerk-des-nsu-zwischen-chemnitz-und-zwickau
Über das rechte Ladengeschäft „Nordland“: Vorwürfe gegen Ladenchef, 6. Juni 2007
https://www.aktion-zivilcourage.de/Start_Vorwuerfe_gegen_Ladenchef.42d1483s1136/
Informationen über das rechte Geschäft „Phönix“: Naziläden „Phönix“ und „Full House“ in Annaberg /B., 12. Oktober 2008
http://aawe.blogsport.de/2008/10/12/63/
