2012 in Bayern von einem umtriebigen Neonazi ins Leben gerufen, bietet die Marke Streetwear- und Trainingsklamotten an. Die modern gehaltenen Motive zeigen Darstellungen aus der griechischen Antike, spielen aber auch mit Neonazi-Bezügen. Trotz vermeintlich veränderter Vertriebsstruktur weist die Marke auch weiterhin starke Bezüge zur extrem rechten Szene auf. „Walhall Athletik“ stattet zudem Teams und Einzelpersonen aus, bei denen Verbindungen in die Neonazi-Szene bestehen.
Verantwortliche
Die Marke wurde 2012 von Daniel Weigl in der Oberpfalz/Bayern als „Walhall Athletik Southside Fightwear“ ins Leben gerufen. Offiziell zeichnen sich seit 2014 Eva Hierl und ab 2016 ihr Partner Ulrich Hierl durch die Firma HI PROM Fashion UG verantwortlich – als Markeninhaber, sowie als Betreiber des Web-Shops. Firmensitz ist in Schwandorf.
Motive und Designs
„Walhall Athletik“ bedient seit der Gründung 2012 durch germanische und alt-griechische Motive und durch heroische, kämpferische Slogans die extrem Rechte Szene. Der Spartaner-Helm im Logo der Marke kann als Ausdruck von Furchtlosigkeit und Kampfgeist gedeutet werden – ein häufig verwendeter Bezug, der in der extrem rechten Szene seit dem Erscheinen des Kinofilms „300“ vermehrt genutzt wird.
„Walhall“ ist in der germanischen Mythologie der „Ruheort der gefallenen Kämpfer“. Auf den Begriff wird sich innerhalb der extrem rechten Szene stark bezogen, denn schließlich sei das Germanentum der Ursprung der „nordisch-arischen Rasse“.
Mit Slogans wie „European Sportswear“ schafft die Marke „Walhall Athletik“ starke Bezüge zu ihrer Identität als Europäer. Schriftzüge wie „Stärke durch Disziplin“, „in pride we trust“ (dt. „wir vertrauen auf Stolz“) oder „violent company“ (dt. „gewalttätige Firma“) biedert sich die Marke sowohl bei Sportler_Innen, Hooligans und Neonazis an. Der Slogan „strenght through beauty“ (dt. „Stärke durch Schönheit“) lässt sich auch bei Neonazi-Marken wie „White Rex“ finden und soll besonders Frauen ansprechen. Das maskuline Gegenstück findet man in T-Shirts wie „brotherhood – strenght and honour“ (dt. „Bruderschaft – Stärke und Ehre“). Anleihen zur Losung „Blut und Ehre“, wie sie in der Hitler-Jugend verwendet wurde, bzw. dessen englische Übersetzung „Blood & Honour“, der sich die Neonazi-Szene annahm, sind in diesem T-Shirt-Motiv erkennbar.
Anbindung an die Neonazi-Szene
Der Gründer der Marke, Daniel Weigl aus der Oberpfalz/Bayern, war Multi-Funktionär der dortigen Neonazi-Szene. Neben seinem Engagement in der NPD, als Bezirksvorsitzender bis ins Jahr 2012, war Weigl auch für die Seite der Kameradschaft „Widerstand Schwandorf“ verantwortlich. Dort hatte er einen Web-Banner mit dem Slogan „Ein junges Volk steht auf“, die Titelzeile einer Hymne der Hitlerjugend, veröffentlicht, woraufhin er zu einer hohen Geldstrafe verurteilt wurde.
Ferner war Daniel Weigl einer der Wortführer des 2014 verbotenen „Freies Netz Süd“, kurz FNS. Dieses war die Nachfolgestruktur der militanten, in 2004 verbotenen Kameradschaft „Fränkische Aktionsfront“. Die Polizei hatte im Juli 2013 etliche Objekte und Wohnungen des FNS durchsucht, um Beweise für ein Verbot zu sammeln. Dabei durchsuchten sie auch die Räumlichkeiten des neonazistischen „Final Resistance“-Versandes, den Weigl zum Zeitpunkt der Razzia betrieb. Der Versand war einer der wichtigsten Plattformen im Vertrieb von Neonazi-Propaganda, wie die des FNS oder für den Handel mit RechtsRock-Produktionen.
Im November 2013 übernahmen Weigls Mitstreiter, Tony Gentsch und Matthias Fischer (heute beide Kader der extrem rechten Partei „Der III. Weg“) den Versand. Weigl selbst, der auch für Gewalttätigkeiten im Fußball bekannt war, bezog sich zu diesem Zeitpunkt zudem mit Support-Shirts auf die „Hells Angels “.
2014 hat die Firma HI PROM Fashion UG alle Geschäftstätigkeiten von „Walhall Athletik“ übernommen und betont, nichts mit den Machenschaften des Vorgängers zu tun zu haben.
Fakt ist allerdings, dass die Firma in Schwandorf unter der selben Adresse zu finden ist wie das „Castle of Pain“-Tattoostudio. Auch die Kontaktmail des Tattoostudios verweist auf HI PROM Fashion UG. Ein befreundeter Bodybuilders Weigls macht diese Verbindung nach deutlicher. In einem Post auf Facebook schreibt er: „Zu Besuch bei Daniel Weigl im Castle of Pain Tattoo! Danke für alles mein Freund! Unterstützung seit Tag 1 in allen Lagen (…)“. Der Bodybuilder wird ebenfalls von „Walhall Athletik“ unterstützt.
Auch die Auswahl der Kämpfer, die „Walhall Athletik“ ab 2014 zum Teil bis heute unterstützt, zeigt deutlich die Nähe zur Neonazi-Szene.
Zu nennen wäre da Geri Renger, der auf seiner Brust die Losung der Waffen SS – „Meine Ehre heißt Treue“ – in Runenschrift tätowiert hat. Auch der MMA-Kämpfer Dennis Michaelis, der in 2014 als „Walhall Athletik-Fighter“ auf der Seite der Marke präsentiert wurde, hat ein Neonazi-Symbol, die „Schwarze Sonne“, auf dem Arm tätowiert.
Der Boxer Frank Blümle wurde 2014 ebenfalls ins „WA-Team“ aufgenommen. Ein Jahr später posierte dieser mit dem Neumünsteraner Neonazi und Kampfsportler Marco Müller in „Walhall Athletik“ Klamotten. Müller, der bis zu Schließung in 2014 Stammgast im „Club 88“ in Neumünster war, trainiert bis heute nur im Rashguard, da ein „Ku Klux Klan“-Tattoo seinen Bauch und Soldaten der Wehrmacht seinen Rücken verzieren.
Auch die Models bei „Walhall Athletik“ werden aus der Neonazi-Szene rekrutiert. Bekanntestes Model ist der Tscheche Kamil Grim, der auch schon für „Yakuza“ vor der Kamera stand. Grim bewegt sich am Rand der tschechischen Neonazi-Szene und fiel durch das Tragen von „Thor Steinar“-Klamotten im Gym auf. Auch Hobby-Model Rene Jannasch aus Dresden ist innerhalb der rechten Lifestyle-Vermarktung kein Unbekannter. So modelte er nicht nur für „Walhall Athletik“, sondern auch für die Neonazi-Marken „Erik & Sons“ und „Ansgar Aryan“.
Juliane Förster, Model für die Frauenkollektion von „Walhall Athletik“, steckt noch tiefer in der Neonazi-Szene. Sie war in den letzten Jahren sowohl auf RechtsRock-Konzerten in Sachsen, wie auch in Italien und in der Slowakei zugegen und unterhält beste Kontakte zu Neonazis aus Chemnitz und Frankfurt/Oder, die dem „Blood & Honour“-Netzwerk zugerechnet werden. Zudem arbeitet sie als Tätowiererin im „Psycho Art Tattoo“ in Pirna bei Dresden, welches von Daniel Betke betrieben wird. Dieser war Teil der gewalttätigen Neonazi-Kameradschaft „Skinheads Sächsische Schweiz“ (SSS), die in 2001 verboten wurde. Förster selbst trägt seit kurzer Zeit auch die „Sig-Rune“, wie auch die „Odal-Rune“ als Tattoo am Bein. Beide Runen waren bei den Nationalsozialisten und sind bei Neonazis häufig verwendete Erkennungszeichen.
Sponsoring
Wie bereits im Text deutlich wird, ist die Marke schwer daran interessiert Profi-Kämpfer und Athleten für ihre Marke zu gewinnen. Tatsächlich funktionierte das bisher erfolgreich, auch, wenn häufig auf Kampf- und Kraftsportler_innen zurück gegriffen werden muss, die der extrem Rechten nahe stehen oder direkt involviert sind. So konnte die Marke ganze Teams ausstatten und durfte auch nicht selten ein Werbe-Banner im Ring präsentieren.
Doch auch positive Beispiele im Umgang mit der Marke waren in den letzten Jahren zu vermelden. So distanzierte sich das „No Compromise Championsship“-MMA-Event samt Unterstützer_innen von der Marke und verwies diese mit den Worten „love MMA hate fascism“ von der Matte.
Weitere Informationen:
Informationen zu Verstrickungen der Marke „Walhall Athletik“ vor dem Jahr 2014 findet ihr hier: Rechte Sportsfreunde – Kampfsportmarken suchen Absatzmärkte, Antifaschistisches Infoblatt 1/2014
https://www.antifainfoblatt.de/artikel/rechte-sportsfreunde