Neuigkeiten von der Matte #2

Es gibt Neuigkeiten zu folgenden Themen:

Neonazi kämpft bei Sprawl & Brawl Berlin

Imperium Fighting Championship macht Wahlkampf für die AfD

Kampf der Nibelungen – eine Nachlese

Barbaria Schmölln – Wehrsport 2.0

Erfreuliches

Neonazi kämpft bei Sprawl & Brawl Berlin

Wie wir schon bereits in unseren letzten „Neuigkeiten von der Matte“ berichteten, wurde der kroatische MMA-Kämpfer Ivo Chuk beim „Spraw&Brawl“ am 16. September 2017 im Vorfeld von der Fightcard gestrichen. Der Grund dafür waren seine Tattoos, die Symbole der kroatischen faschistischen Ustascha-Miliz zeigen.
Statt dessen kämpfte der bekannte Neonazi Frank Kortz aus Hamburg, der erst kurz vor der Veranstaltung angekündigt wurde. Auch dessen Tätowierungen sind unmissverständlich, weshalb er in der Vergangenheit oftmals nur mit Rashguard in den Ring steigen durfte. Beim vergangenen „Sprawl & Brawl“ im September kämpfte Kortz jedoch oberkörperfrei.

Frank Kortz als Kämpfer beim „Sprawl & Brawl“ 2017 im Berliner Tempodrom. In seinem Nacken ein Tattoo mit dem Schriftzug „Blut Ehre“ dazu die Triskele

Zwar hatte sich Kortz sein „2yT4U“-Tattoo am Bauch kürzlich über-tätowieren lassen, seine zahlreichen anderen Tattoos mit eindeutig neonazistischem Bezug waren jedoch klar zu sehen – und sorgten beim Veranstalter nicht für Bauchschmerzen. Selbst der gut sichtbare Schriftzug „Blut Ehre“, den Kortz im Nackenbereich in Kombination mit der Triskele (statt dem „&“) zur Schau trug, führte zu keinem Eklat.  Die der „Hitlerjugend“ entstammende Losung „Blut und Ehre“ ist laut §86a StGB strafbar und darf folglich nicht öffentlich gezeigt werden. Das Tattoo ist darüber hinaus im Design eine Anlehnung an das Logo der international agierenden Neonazi-Organisation „Blood & Honour“ (dt. „Blut und Ehre“), dessen deutscher Ableger 2000 verboten wurde.

Pascal Kloser als Kämpfer beim „Sprawl & Brawl“ 2017 im Tempodrom Berlin. Seine Hose trägt das Logo von „Walhall Athletik“

Dass dies dem Veranstalter des „Sprawl & Brawl“ egal zu sein scheint, bestätigen auch die vorangegangenen Events in Berlin. Einschlägig bekannte Neonazis aus Sachsen und Brandenburg wie Martin Muckwar, Martin Krause und Lucien Schönbach durften dort in den Ring treten.

Neben Frank Kortz kämpfte im Übrigen auch Pascal Kloser, den wir bereits im Zusammenhang mit der rechten, bayrischen Kampfsportmarke „Walhall Athletik“ in einem unserer Steckbriefe erwähnten. Das Logo der Marke prangte auch im September 2017 im Tempodrom in Berlin auf Klosers Ring-Bekleidung und verdeutlicht damit wieder einmal die Verbindung einer rechten Marke in die Kampfsportszene.

Imperium Fighting Championship macht Wahlkampf für die AfD

Mit den abschließenden Worten „Wahltag ist Zahltag – trau dich Deutschland
Unsere Stimme gehört der AfD – die Alternative für Deutschland“ verbreitete das „Imperium Fighting Championship“ (IFC) eine Woche vor der Bundestagswahl einen eigens geschriebenen Wahlaufruf, der in den sozialen Netzwerken über 10.000 Abonnenten erreichte.
Die Kampfsport-Veranstaltung aus Leipzig ist eng an den in Nordsachsen wohnenden MMA-Kämpfer Benjamin Brinsa und sein „Imperium Fighting Team“ gebunden. Brinsa ist auch bekannt für seine langjährigen Aktivitäten im Neonazi-Hooligan-Spektrum des 1. FC Lokomotive Leipzig.
Der Aufruf, die AfD wählen zu gehen, ist so nur folgerichtig. Außergewöhnlich ist dieser jedoch dennoch, da das IFC in der Vergangenheit stets bemüht gewesen war, ihren Ruf als professionelle und „unpolitische“ Veranstaltung zu wahren.
Im Wahlkreis Leipzig stimmten zur diesjährigen Bundestagswahl 16 % der Wähler_innen mit ihrer Zweitstimme für die AfD. Die IFC koppelte das eigene fortbestehen in ihrem Wahlaufruf direkt an das Wahlergebnis: „Diese Wahl wird auch die Zukunft von unserem Event bestimmen, auf die wir in der folgenden Woche noch genauer eingehen werden. Mit einer Regierung in der jetzigen Konstellation, wird es für uns keine Fortsetzung von Imperium FC mehr geben….“. Somit bleibt Leipzig auch in Zukunft die IFC samt rechtem Publikum nicht erspart.
Die damit einhergehende Stilisierung als Opfer eine Hetzkampagne, wirkt in den sozialen Netzwerken dramatisch. Dabei ist die Veranstaltung ein Schaulaufen der rechter Hooligan- und Neonaziszene gewesen, die spätestens seit den extrem rechten Montagsdemonstartionen von „LEGIDA“ in Leipzig neues Selbstbewusstsein gewonnen hatten.
Die Absage und ein Boykott der „Imperium Fighting Championship“ hat nichts mit großer Regierungspolitik zu tun, sondern liegt allein in den Händen zivilgesellschaftlicher Akteur_innen und Kampfsport-Promoter_innen, die diesem Unterwanderungsversuch von rechts deutlich die Stirn bieten.

Kampf der Nibelungen – eine Nachlese

Alexander Kobanov, Tomasz skatulsky und Denis Nikitin beim "Kampf der Nibelungen" 2017
Alexander Kobanov, Tomasz Skatulsky und Denis Nikitin beim „Kampf der Nibelungen“ 2017

Der in der Neonazi-Szene spektren-übergreifend beworbene „Kampf der Nibelungen“ (KdN) 2017, fand am 14. Oktober 2017 in einer Schützenhalle im nordrhein-westfälischen Kirchhundem statt. Entgegen der Einschätzung, dass das Event wie in den letzten Jahren in Hessen stattfinden würde, versammelten sich an besagtem Tag bis zu 600 Neonazis aus dem gesamten Bundesgebie und dem europäischen Ausland in der sauerländischen Gemeinde. Die Halle hatte eine „seriös wirkende Privatperson aus Dortmund“ bereits im Mai 2017 angemietet, so der Vorstand des Schützenvereins. Auf der Veranstaltung, dessen Austragungsort auch den Behörden erst am Nachmittag des Events selbst bekannt wurde, waren neben Denis Nikitin und Alexander Kobanov aus Russland auch Vertreter_innen aus Frankreich, wie Tomasz Skatulsky samt einer Kämpferin, anwesend.

Marcus Follin als Kämpfer beim "Ring der Nibelungen" 2017
Marcus Follin als Kämpfer beim „Kampf der Nibelungen“ 2017

Aus Schweden kämpfte der bekannte Neonazi-Blogger Marcus Follin. Es war sein erster MMA-Kampf in Kirchhundem, den er gegen einen Kämpfer des Lübbener Boxclubs „Northsidecrew“ gewann. In Follins Reisegruppe befand sich u.a. der ultra-rechte schwedische Aktivist Jonas Nilsson, der als Trainer fungierte.

Dan Erikson, Magnus Södermann, Marcus Follin und Jonas Nilsson (v.l.n.r.) beim "Kampf der Nibelungen" 2017
Dan Erikson, Magnus Södermann, Marcus Follin, Jonas Nilsson und Anton Stigermark (v.l.n.r.) beim „Kampf der Nibelungen“ 2017

Auch die in Berlin lebenden Schweden Dan Erikson und Magnus Söderman, beide langjährige Aktivisten des Neonazi-Radios „Motgift“, waren im Anhang von Follin beim KdN zu Gast. Marcus Follin trat als Kämpfer von „Legio Gloria“ auf. Dies ist ein virtuelles Projekt, auf dem er sich als Kämpfer und Sportler vermarket.

Roman Porter (r.) beim "Ring der Nibelungen" 2017
Roman Porter (r.) beim „Kampf der Nibelungen“ 2017

Auch Neonazis aus der Schweiz nahmen an der Veranstaltung im Sauerland teil. Im Ring selbst kämpfte der Basler Roman Portner, der auch Mitglied der Ultra- und Hooligangruppe „187“ des FC Basel ist. Der 27 Jährige sollte ebenfalls am 16. November 2017 bei dem renomierten Basler Kampfsport-Event „Swiss Las Vegas Evolution“ kämpfen. Nachdem seine Teilnahme am „Kampf der Nibelungen“ durch die Schweizer Presse bekannt wurde, wurde Portner von den Veranstalter_innnen von der Fightcard gestrichen.

Unter dem Motto „Kein Sieger glaubt an Zufall“ stand beim diesjährigen KdN auch der aus Brandenburg stammende, langjährige Neonazi-Aktivist Sebastian Dahl im Ring, der bereits im letzten Jahr als Kämpfer beim KdN teilnahm. Er wird dem Neonazi-Gym „Barbaria Schmölln“ in Thüringen zugerechnet.

Auf Bildern in den sozialen Netzwerken sind ebenfalls Mitglieder der erst kürzlich gegründeten extrem rechten Trainingsgruppe „Wardon 21“ zu erkennen. Eines der offiziellen T-Shirts des KdN wurde in Zusammenarbeit mit dieser noch recht jungen Gruppe entworfen. Es zeigt den Schriftzug „Str8 Edge – Gesunder Geist Gesunder Körper“ und verweist damit auf die Kernaussage von „Wardon 21“, die Versatzstücke der Straight-Edge-Subkultur mit Thesen des historischen Nationalsozialismus verbindet.

Malte Redeker als Ringrichter beim "Kampf der Nibelungen" 2017
Malte Redeker als Ringrichter beim „Kampf der Nibelungen“ 2017

Nicht unerwartet war auch die Teilnahme von Malte Redeker, einer der führenden Köpfe der europäischen „Hammerskins“, der wie in den Jahren zuvor als Ringrichter fungierte. Die „Hammerskins“ scheinen somit ihren Einfluss auf die Struktur des „Kampf der Nibelungen“ bewahrt zu haben.
Nur wenige Tage nach dem „Kampf der Nibelungen“ nahm im Übrigen ein Kämpfer des KdN-Teams bei den WFMC-World Championships 2017 in Hagen teil.

Barbaria Schmölln – Wehrsport 2.0

Martin Langner (mittig) beim "Leistungsmarsch" 2017 in Budapest
Martin Langner (mittig) beim „Leistungsmarsch“ 2017 in Budapest

Das in Thüringen ansässige Gym war vor allem durch ihre Kämpfer Eric Lademacher und Martin Langner überregional bekannt. Mit Langner erreichten sie sogar bundesweit Bekanntheitsgrad, spätestens nach seinem Kampf bei „We Love MMA“ im Januar 2017 in Hannover. Dabei ist der Thüringer MMA-Kämpfer bei Weitem kein unbeschriebenes Blatt in der Neonazi-Szene. Gemeinsam mit anderen namhaften Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet war er 2016 und 2017 Teilnehmer des „Gedenk- und Leistungsmarsches“ in Ungarn, der den deutschen und ungarischen Soldaten gewidmet sein soll, die sich „heldenmütig gegen die bolschewistische Rote Armee verteidigt hatten“.

Sebastian Dahl (2. v. l.) und Martin Langner (1. v. r.) beim "Kampf der Nibelungen" 2017 für "Barbaria Schmölln"
Sebastian Dahl (2. v. l.) und Martin Langner (1. v. r.) beim „Kampf der Nibelungen“ 2017 für „Barbaria Schmölln“

Einer von Langers Mitreisenden war 2017 der aus Brandenburg stammende Neonazi Sebastian Dahl. Dieser kämpfte 2016 und 2017 beim „Kampf der Nibelungen“. Im letzten Jahr noch ohne ersichtliche Unterstützung, trat Dahl in diesem Jahr als Kämpfer des Teams „Barbaria Schmölln“ an. Ein Bild zeigt ihn in Begleitung u.a. mit Martin Langner.
Das Gym in Schmöll, welches es seit 2013 gibt, bot jüngst auch einen Selbstverteidigungskurs an, bei dem unter Anleitung von „meinen Freund und Kamerad Christoph Mohrmann und Jörn aus Bremen“ (sic), so Langner in den sozialen Netzwerken, Messerabwehr-Techniken trainiert wurden.

Sebastian Dahl (1. v. l.), Martin Langner (am Banner links) und Christoph Mohrmann aus Bremen (3. v. r.) beim einem Selbstverteidigungskurs des "Barbaria Schmölln"-Gym
Sebastian Dahl (1. v. l.), Martin Langner (am Banner links) und Christoph Mohrmann aus Bremen (3. v. r.)

Dass auch der vorbestrafte und haft-erfahrene Sebastian Dahl an dem Training teilnahm, verwundert nicht und bestätigt den Trend in der Neonazi-Szene, sich körperlich auf Auseinandersetzungen mit den selbst erklärten Feinden vorzubereiten. Kampfsport-Training als „Wehrsport 2.0.“ sozusagen.
Langners Aussage im Bezug auf den Kurs verdeutlicht diese Bestrebungen: „…jeder Deutsche sollte an seiner Wehrhaftigkeit arbeiten“.

Daniel Dobler (1. v. l.) vom "Barbaria Schmölln"-Gym beim RechtsRock-Konzert "Rock gegen Links" am 28. Oktober 2017 in Themar (Thüringen)
Daniel Dobler (1. v. l.) vom „Barbaria Schmölln“-Gym beim RechtsRock-Konzert „Rock gegen Links“ am 28. Oktober 2017 in Themar (Thüringen)

Nur eine Woche nach dem Selbstverteidigungskurs in Schmölln nahm u.a. auch Daniel Dobler von der „Sportgemeinschaft Barbaria“ am RechtsRock-Konzert „Rock gegen Links“ in Südthüringen teil.
Auch dies verdeutlicht die spektrenübergreifende Einbindung von Neonazis in das Schmöllner Gym.

Erfreuliches

Mit dem Label „Less Talk“ ist seit Kurzem eine Kampfsport-Marke auf dem Markt, die sich klar und deutlich gegen Neonazis im Kampfsport positioniert. Neben diversen T-Shirts bietet „Less Talk“ auch schicke Shorts für den Ring, Zahnschutz und Handschuhe mit klaren Botschaften an. (Link geht zu Facebook)
Viel Spaß beim Durchstöbern!

Auch im internationalen Kampfsportgeschehen tut sich was. Die Plattform „Bloody Elbow – for MMA and UFC news“ veröffentlichte neulich einen Artikel samt englischsprachigem Info-Video über die russische Neonazi-Kampfsportmarke „White Rex“. Super Sache, finden wir! Seht euch das Video an und teilt es!

Nachdem der Hooliganismusforscher Robert Claus im Vorfeld der rechten Kampfsportverantstaltung „Kampf der Nibelungen“ interessante Interviews u.a. für das Vice-Magazin gegeben hatte und dabei auf die Schnittmenge zwischen Neonazis, Hooligans und Kampfsportler_innen hinwies, möchten wir Euch sein kürzlich erschienenes Buch „Hooligans- Eine Welt zwischen Fußball, Gewalt und Politik“ ans Herz legen.
Das fast 200 Seiten umfassende Werk könnt ihr beim Werkstatt-Verlag erwerben.
Viel Spaß beim Lesen!

Falls ihr auch noch Informationen zu Neonazis, Kampfsport und ihre politischen Aktivitäten festgestellt habt, oder auch von erfreulichen Initiativen und Aktionen gegen Rassismus und Neonazismus im Kampfsport erfahren habt, dann schreibt uns über das verschlüsselte Kontaktformular oder via E-Mail, damit wir das dokumentieren können.
Runter von der Matte! Kein Handshake mit Nazis!