Die Marke „White Rex“ ist seit ihrer Gründung 2008 in Russland mehr als nur ein Bekleidungs-Label. Gegründet durch Denis Nikitin, ist es mittlerweile ein Netzwerk international organisierter Neonazis, die sich durch Kraft- und Kampfsport, körperliche und geistige Ertüchtigung für den Nahkampf, bzw. den von Neonazis oft beschworenen „Heiligen Rassenkrieg“ vorbereiten.
Die Marke stellt diverse Artikel im Streetwear-Bereich her, deren moderne Aufmachung rassistische, nationalistische und faschistische Inhalte vermitteln. Zudem produziert „White Rex“ eigene Kampf- und Kraftsportbekleidung und Zubehör.
Die Marke veranstaltet in Russland nicht nur RechtsRock-Konzerte, sondern ist maßgeblich an eigenen, rechten Kampfsportveranstaltungen beteiligt, die zum Teil mehrere Hundert Besucher_innen anziehen.
Seit 2013 baut „White Rex“ auch Kampfsport-Events in Westeuropa auf und formierte eigene Teams, z.B. in Tschechien. Marken-Gründer Nikitin leitete außerdem einige Seminare in Deutschland und in der Schweiz, deren Teilnehmer_innen in lokalen, extrem rechten Organisationen und Parteien verankert sind. Nikitin will mit seiner Marke Kampf- und Kraftsport, kombiniert mit einer gesunden Lebensführung, in der europäischen Neonazi-Szene etablieren, damit diese wehrhafter wird.
Motive und Designs
„White Rex“ als Klamotten-Marke benutzt in ihren Motiven (Neo)Nazi-Symbole und weist auch in ihrer Gründungsgeschichte klare Bezüge zur Neonazi-Szene auf.
Im Logo wird vordergründig ein germanischer Krieger gezeigt, während im Hintergrund ein „Kolovrat“ prangt – ein Symbol aus der slawischen Mythologie, welches aus zwei übereinander gelegten Hakenkreuze besteht.
Mittlerweile verwendet die Marke ein weiteres Logo, das moderner und unverfänglicher wirkt. In Anlehnung an die Hardcore-Bewegung stellt dieses zwei gekreuzte Blitze dar, dazu die Abkürzung „WTRX“.
Das Gründungsdatum soll laut eigenen Angaben der 14. August 2008 gewesen sein. Dies ist eine Anspielung auf die, in der Neonazi-Szene verwendete, Zahlenkombination „1488“ – 14.08.08.
In der Logik des Unternehmens stehen völkische, nationalistische und rassistische Inhalte zentral, die sie mit Stolz, Ehre, Kampffähigkeit und Gewaltästhetik in Verbindung bringen und vermarkten. Gründer Denis Nikitin spricht nicht grundlos von „seinen zukünftigen Soldaten“, wenn er von Kämpfer_innen spricht, die für „White Rex“ in den Ring steigen. Dabei bezieht er sich interessanterweise nicht nur auf die russische Identität, sondern vielmehr auf eine paneuropäische Perspektive. Zu den Leitgedanken gehören innerhalb dieser Darstellung eine gesunde Lebensführung, die eng mit den Idealen der Straight Edge-Bewegung verbunden ist.
Um mit unterschiedlichen Stilen viele potentielle Käufer_innen anzusprechen, verkauft „White Rex“ Streetwear-Bekleidung mit Motiven aus der slawischen und germanischen Mythologie, verwendet aber auch Abbildungen von Boxern samt Oldschool-Tattoos. Andere Motive zeigen Messer, Äxte und und markige Slogans wie „Ultragewalt“, „Don’t stop European Reconquista“ ( dt. „Stoppt nicht die europäische Zurückeroberung“) oder „Angry Europeans“ (dt. „wütende Europäer“).
Neben solchen mehrdeutigen Designs, verwendet „White Rex“ auch klare Botschaften mit Bezug zum (Neo)Faschismus. Ein T-Shirt-Motiv bezieht sich auf die faschistische Bewegung Spaniens, die Falange. Der Rückendruck „1936“, die Hochzeit der Bewegung, weist auf die Eindeutigkeit des Motivs mit Nachdruck hin.
Ein anderes Motiv zeigt den italienischen Schriftzug „Liberi Belli Rebbelli“ (dt. „Frei, Schön, Rebellisch“), wodurch Bezug auf die neo-faschistische Bewegung „Casa Pound“ in Italien genommen wird.
Die Bilder im Webshop sind professionell erstellt, die Models Neonazis mit einschlägigen Symbolen in ihren Tätowierungen.
Neben Streetwear-Kleidung produziert das Label Kampfsportausrüstung. In unterschiedlichsten Ausführungen können MMA- und Boxhandschuhe, Headguards und MMA-Hosen erworben werden. Die Motive auf diesen Artikeln reichen von Schriftzügen wie „In violence we trust“ (dt. „Wir vertrauen auf Gewalt“) bis hin zu Abbildungen von Schlagringen. Für den Kraftsport-Bereich bietet „White Rex“ Weightlifting-Straps und T-Shirts mit der Aufschrift „WTRX Powerline“, eingebettet in eine Grafik eines Weightlifters, dessen Brust das Wort „Violence“ ( dt. „Gewalt“) ziert.
Auffällig ist, dass die Marke 2016 letztmalig (Stand Juli 2017) eine neue Kollektion auf den Markt brachte. Das Label scheint die rechten Mode-Bedürfnisse mehr als befriedigt zu haben und kümmert sich jetzt vor allem um die Etablierung der Marke, bzw. den damit verbundenen Aufbau eines Netzwerkes in Westeuropa.
Anbindung an die Neonazi-Szene
Das Label ist das größte und einflussreichste seiner Art in Ost- und Westeuropa. „White Rex“ ist Ideengeber, „Enabler“ (dt. jemand, der etwas ermöglicht) und Veranstalter größerer Events in Russland und Westeuropa. Dabei kann Gründer Nikitin auf beste Kontakte in die organisierte internationale Neonazi-Szene zurückgreifen.
Warum er solch einen Fokus auf die Förderung von Neonazis im Kampfsport legt, erklärt der fließend deutsch sprechende Nikitin in einem Interview mit der Schweizer Neonazi-Organisation PNOS (Partei National Orientierter Schweizer):
„Es freut mich enorm, dass es immer mehr Europäer werden, die kommen, die sich für Sport, MMA und Selbstverteidigung interessieren. Dadurch werden wir nur stärker. Je mehr Leute Sport treiben werden, desto besser für uns alle…“ (sic!)
Des Weiteren gehe es ihm nicht darum selber jemanden anzugreifen, sondern lediglich darum, dass man „seine Familie und Häuser beschützen können“.
Dass Nikitin dies so formuliert ist nur Selbstschutz, denn durch die Professionalisierung einer sowieso schon militanten Neonazi-Szene wird genau das Gegenteil erreicht. Der Sport formt Kämpfer_innen für den „Heiligen Rassenkrieg“, wie es im Neonazi-Jargon heißt.
Neben rechten Turnieren organisiert „White Rex“ auch Konzerte mit einschlägigen Neonazi-Bands. 2011 waren beispielsweise die deutschen NS-Hardcore-Bands „Brainwash“, „Moshpit“ und „Path of Resistance“ zu Gast und teilten sich die Bühne mit bekannten russischen Neonazi-Bands wie „OHS“ und „You Must Murder“. In dem Zusammenhang sammelte „White Rex“ u.a. Spenden für inhaftierte Neonazis.
Einschlägig bekannte, extrem rechte Führungspersönlichkeiten besuchen zudem die Kampfsport-Turniere, treten als Ehrengäste auf und verbreiten dort ihre rechte Hetze.
So leitete 2012 der bayrische Neonazi Daniel Weigl – damals noch Kader des „Freies Netz Süd“ und Gründer der Marke „Walhall Athletik“ – eine Reisegruppe deutscher Neonazis zu einem der „White Rex“-Turniere, während der Dortmunder Neonazi und Hooligan Timo Kersting 2013 selbst als Kämpfer auf einem der russischen Turniere aufgeführt wurde.
Für die russischen Neonazi-Szene tritt der Sänger der Band „You Must Murder“ Nikita Cain als Ringsprecher auf den Turnieren auf.
Sponsoring
„White Rex“ ist weitaus mehr als nur ein Bekleidungs-Label.
Bei der Analyse der Marke muss genau differenziert werden, um die Dimension dieses Neonazi-Netzwerks zu verstehen.
In Russland teilt sich das Sponsoring durch „White Rex“ auf verschiedene Stränge auf.
Unter dem Slogan „The Birth of a Nation“ ( dt. „Die Geburt einer Nation“) etablierte die Marke eine Kampfsport-Gala namens „Дух Воина/Duh Voina“, was mit „Geist des Kriegers“ übersetzt werden kann. Innerhalb dieser Events wird zwischen „White Rex Pro“ – also Profi-Kämpfer_innen – und „Jungsturm League“ – den Amateur-Kämpfer_innen – unterschieden. Wer gut genug ist, wird in das „White Rex Team“ aufgenommen, welches auch an nicht-rechten Kampfsport-Veranstaltungen teilnimmt. An den „Geist des Kriegers“-Turnieren haben bisher mehr als 500 Kämpfer_innen teilgenommen.
Außerhalb des Kampfsports entwickelte „White Rex“ zudem die „Vandals – Wanderer Division“, ein auf Neonazis zugeschnittenes Label, welches auf die Aktivitäten Bergsteigen und Wandern zielt. Eine eigens hergestellte und mit den Insignien von „White Rex“ veredelte Outdoor-Axt bekräftigt die Entwicklung der Marke innerhalb anderer sportlicher Aktivitäten.
Weightlifting-und Strongmen-Turniere waren in den letzten Jahren ebenfalls ein Betätigungsfeld von „White Rex“.
Die Marke ist aber auch international im Aufbau eigener, rechter Kampfsport-Turniere federführend beteiligt.
In den Jahren 2013, 2014 und 2015 brachte die Marke ihr „Geist des Kriegers“-Turnier nach Rom/Italien, 2014 veranstaltete sie unter dem selben Namen eine rechte Kampfsport-Gala in Lyon/Frankreich.
In Deutschland ist „White Rex“ an die von „Hammerskins“ initiierte Neonazi-Veranstaltung „Kampf der Nibelungen“ angebunden. Nikitin war dort nicht nur mehrmals als Kämpfer im Ring, sondern auch als Sprecher. Desweitern war er während verschiedener Aufenthalte im Kampfsport-Club „Arena Dortmund“ zu Gast, wo auch der Neonazi Timo Kersting trainiert.
Sukzessive entwickelten sich aus den hauptsächlich von „White Rex“ aufgebauten Kampfsport-Events eigene Veranstaltungen. In Frankreich findet seit 2014 jährlich das Neonazi-Turnier „Day of Glory / Force & Honneur“ statt, während der „Kampf der Nibelungen“ ebenfalls als selbständiges Event betrachtet werden kann. Überall da, wo Nikitin auftauchte, um „White Rex“ zu promoten und Neonazis in der Durchführung von Events zu unterstützen, finden wir heute Neonazis in teils professionellen Kampfsport-Gruppen wieder.
„White Rex“ ist aber nicht nur Veranstalter internationaler Events, sondern tritt mit Denis Nikitin europaweit als Ausrichter von Seminaren und Workshops auf.
So trat Nikitin im Sommer 2014 auf dem „Sigurd Outlaw Camp“ in Wales als Trainer auf. Die seit 2016 verbotene britische Neonazi-Organisation „National Front“ hatte ihn dorthin eingeladen, um gemeinsam Kampfsport zu treiben und den Umgang mit Messern zu üben.
2016 und 2017 leitete Nikitin Selbstverteidigungsseminare in der Nähe von Zürich, die von der Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) unter dem Namen „Wort und Tat“ beworben wurden. Viele der Mitglieder der PNOS werden den „Hammerskins“ zugerechnet.
Auch in Deutschland gab Denis Nikitin mindestens ein Seminar. Unter dem Motto „Leben ist Kampf“ veranstalteten Neonazis aus der Region, im Mai 2017 in Heringsdorf/Mecklenburg-Vorpommern ein solches Seminar, an dem bis zu 40 Neonazis teilnahmen.
In Tschechien hat „White Rex“ ebenfalls erfolgreich interveniert und baute das „White Rex Czech Team“ um die professionellen MMA-Kämpfer Petr Beranek und Vít Mrákota auf. Mrákota kämpfte für das tschechische Team bisher vorrangig bei den „Geist des Kriegers“-Turnieren, trat aber auch auf kommerziellen Veranstaltungen, wie der „ 8. La Familia Fightnight“ 2017 in Halle/Sachsen-Anhalt auf. Dort jedoch als Kämpfer des „Team Greifvogel“.
In Russland feilt „White Rex“ derzeit an seiner Außernwirkung und produziert weiterhin professionell inszenierte Motivations- und Promovideos, damit die Marke auch in der nicht-neonazistischen, aber rechtsoffenen Kampfsport-Szene Anklang findet. So übernahm z.B. der bekannte russische Schauspieler und Kampfsportler Sergey Badyuk den Posten des Ringsprecher, bei einem der „Geist des Kriegers“-Turniere 2013.
Umgekehrt ist „White Rex“ auch Karriereleiter für engagierte Kämpfer_innen.
Besonders beispielhaft ist die Laufbahn der russischen MMA-Kämpferin Anastasia Yankova.
Sie war in einem der ersten professionell gedrehten Videos von „White Rex“ die Hauptdarstellerin. Unter dem Titel „Strenght Through Beauty“ (dt. „Kraft durch Schönheit“) verbreitete sich das Video rasend schnell und Yankova wurde zu einer Art weiblichen Ikone in der rechten Kampfsport-Szene. Im Jahr 2013 kämpfte sie zudem bei einem der „Geist des Kriegers“-Turnieren.
Heute tritt sie bei renommierten Kampfsport-Events wie „Bellator Fighting Championship“ – eine in Russland im Staatsfernsehen übertragene Eventreihe, vergleichbar mit der UFC – in den Ring und wird u.a. von „NIKE Moskau“ gesponsert. Dass sie ihre Karriere auch „White Rex“ zu verdanken hat, streitet sie keinesfalls ab, sondern erinnert sich auch heute noch gerne an diese Zeit.
In den sozialen Netzwerken wird Yankova derweilen von ihren Fans ermahnt, mit denen Worten „Bitte vergesse nie wofür es sich lohnt zu kämpfen! Volk, Nation, Vaterland!“.
Weitere Informationen:
„White Rex“ – Nazimode aus Russland, ZEIT Online Störungsmelder, 22. Jni 2013
http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2013/06/22/white-rex-nazimode-aus-russland_13291
What is White Rex?, Antifa.cz, 3. August 2015
http://www.antifa.cz/content/what-white-rex
Russian Extreme-Right White Rex Organisation Engaged in Training British Neo-Nazi Thugs, The Interpreter, 10. November 2014
http://www.interpretermag.com/russian-extreme-right-white-rex-organisation-engaged-in-training-british-neo-nazi-thugs/
Kampfsport, Kohle, Kriegsverbrecher; Antifaschistisches Infoblatt 2/2013
https://www.antifainfoblatt.de/artikel/kampfsport-kohle-kriegsverbrecher
Rostocker Beteiligung an neonazistischem Kampfsportseminar, Antifa Kollektiv 964, 29. Juni 2017
https://linksunten.indymedia.org/en/node/216877