Es gibt Neuigkeiten zu folgenden Themen:
Rechte Partei diffamiert Kampfsportprojekt für Refugees
MMA-Kämpfer und Neonazi bedroht linke Kundgebung in Wurzen mit Waffe
Universität Potsdam verlängert Vertrag mit rechten Kickbox-Trainer nicht
Kampfsport-Trainer zerstört NSU-Gedenkort
Kampfsportturniere und Hassmusik
„Ostdeutschland kämpft“ – zusammen mit einschlägigen Neonazis
Rechter MMA-Fighter kämpft bei Event in Polen am kommenden Samstag
Rechte Partei diffamiert Kampfsportprojekt für Refugees
Über das soziale Netzwerk Facebook greift der FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky das Wiener Integrationsprogramm „Freedom Fighters“ an, das seit 2016 Kampfkunsttraining für Geflüchtete anbietet. Mit rassistischen Thesen, die auf eine Gesamtkriminalisierung von geflüchteten Männern abzielt, versuchte der FPÖ-Politiker das Projekt zu diffamieren und zu kriminalisieren.
Der „Freedom Fighters“ -Projektgründer verteidigt sein Vorhaben und fordert eine öffentliche Entschuldigung.
Passend dazu äußerten wir in einem Interview in der aktuellen Ausgabe des LOTTA-Magazins, dass Kampfsport alleine niemanden zu einem schlechten Menschen macht. Die Ideologie dahinter ist entscheidend und das Ziel, welches mit dem Sport verfolgt wird.
MMA-Kämpfer und Neonazi bedroht linke Kundgebung in Wurzen mit Waffe
Auch dieses Mal müssen wir, wie schon in den vorangegangenen „Neuigkeiten von der Matte“, über den rechten MMA-Fighter Benjamin Brinsa berichten. Wie beschrieben war er bereits im September 2017 Teil der rassistischen und extrem rechten Mobilmachung gegen Geflüchtete in Wurzen und meldete sogar eine Kundgebung gegen eine antifaschistische Demonstration an.
Als am 20. Januar 2018 antifaschistische Initiativen eine Kundgebung in Wurzen abhielten – als Reaktion auf die erneuten gewalttätigen Übergriffe auf Geflüchtete – konnte Brinsa augenscheinlich als Teil einer Gruppe von Neonazis am Rande der Demonstration ausgemacht haben. Diese hatte sich in der Nähe einer Neonazi-Immobilie gesammelt und war u.a. mit Baseballschlägern, Messern und Teleskopschlagstöcken bewaffnet. Während der Neonazi und LOK-Hooligan Michael Woitag die Demonstrant_innen fotografierte, war Brinsa nach übereinstimmenden Aussagen von Augenzeug_innen mit einem Messer bewaffnet und bedrohte anwesende linke Fotograf_innen. Auch Thomas Persdorf, ehemals Betreiber des RechtsRock-Labels „Front Records“ und umtriebiger Neonazi-Akteur in der Region, war Teil dieser Gruppe. Die Polizei wehrte den Angriff ab, konnte bei einer später eingeleiteten Durchsuchung keine Waffen mehr feststellen. Brinsa likte ein dazu veröffentlichtes Bild kurze Zeit später in den sozialen Netzwerken.
Er selbst lebt in Wurzen, betrieb ein rechtes Szene-Geschäft mit dem Namen „Streetwar“ und ist bis heute Inhaber eines gleichnamigen Labels.
Universität Potsdam verlängert Vertrag mit rechten Kickbox-Trainer nicht
Über etwas Erfreuliches können wir indes auch diesmal berichten: In Potsdam wurde der Trainervertrag mit Tom Willy Fischer nicht verlängert, nachdem eine lokale antifaschistische Recherchegruppe auf seine Aktivitäten innerhalb der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ hinwies. So hatte Fischer 2016 bei einem internen Zeltlager der Partei Neonazis in Selbstverteidigung und Sparring geschult. An der Universität unterrichtete er Studierende Kickboxen. Nachdem diese Informationen öffentlich gemacht wurden, entschied sich das Zentrum für Hochschulsport für ein Aussetzen seiner Trainertätigkeiten an der Universität Potsdam. So kann es auch gehen!
Kampfsport-Trainer zerstört NSU-Gedenkort
Wie die „Exif-Recherche“ auf ihrem investigativen Blog schrieb, war Sören Radtke aus Beidenfleth in Schleswig-Holstein an der Zerstörung von Gedenkorten für die Opfer der rechts-terroristischen Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) in Hamburg-Steilshoop beteiligt. Am 4. November 2015 wurden in dem Stadtteil an mehreren Stellen Bilder der Todesopfer des NSU platziert und Blumen in Gedenken niedergelegt. In der darauffolgenden Nacht zerstörten Neonazis diese Gedenkorte und sprühten u.a. die verbotene „SS-Sigrune“.
Über eine Whats-App-Gruppe hatten sich Neonazis zu einem abendlichen „Spaziergang“ verabredet.
Einer der Beteiligten, Sören Radtke, ist Trainer im „Nordic Sport Club“ in Wilster, Schleswig-Holstein. Dort ist er u.a. für das Selbstbehauptungstraining für Kinder zuständig. Bilder zeigen ihn in einem dieser Kurse bekleidet mit der Neonazi-Kampfsportmarke „Greifvogel Wear“.
Darüber hinaus trainiert Radtke jüngere Neonazi im Straßenkampf und erlangte dadurch die Position einer regionalen Führungsperson. Auch außerhalb lokaler Bezüge ist Radtke eingebunden. So nahm er am „Rudolf Hess“-Aufmarsche im August 2017 in Berlin teil, wie auch an dem RechtsRock-Event „Rock gegen Überfremdung“ im Juli 2017 in Themar, Thüringen.
Des Weiteren beteiligte er sich an Aufmärschen der extrem rechten Szene in Magdeburg und Dortmund.
Eine Stellungnahme und Distanzierung seitens des „Nordic Sport Club“ zu ihrem Neonazi-Trainer Radtkes fehlt bis heute.
Kampfsportturniere und Hassmusik
RechtsRock-Labels und dazu gehörende Bands mit Bezügen in die Kampfsport-Szene gibt es zuhauf. International finden seit Jahren Neonazi-Turniere mit anschließenden RechtsRock-Konzerten statt. In Deutschland ist dies bisher nicht etabliert worden. Das könnte sich in diesem Jahr ändern, denn gleich zwei Neonazi-Events locken die extrem rechte Szene mit der Kombination aus beiden.
Hauptaugenmerk ist dabei das „Schild & Schwert“-Festival, welches für den 20. und 21. April 2018 von dem einschlägig bekannten Neonazi-Kader Thorsten Heise angemeldet wurde. Dort soll am zweiten Tag ein Turnier des „Kampf der Nibelungen“ stattfinden, in dem bis zu 10 Kämpfe gezeigt werden sollen. Die Akteure des KdN taten sich dabei anfangs sichtlich schwer, denn eine Teilnahme der elitären Neonazi-Kampfsportszene an einem solchen Event war nicht unumstritten. Letztlich einigten sich die OrganisatorInnen, es gehe schließlich um die „nationale Gemeinschaft“ welche geschlossen auftreten müsse.
Zum anderen kündigte die Neonazi-Partei „Der III. Weg“ für den 7. Juli 2018 ein Sommerfest in „Mitteldeutschland“ an, bei dem neben bekannten RechtsRock-Bands auch ein Kampsportturnier auf dem Programm steht.
Körperliche Ertüchtigung und Kampf-und Kraftsport spielt bei der Neonazi-Partei schon lange eine Rolle. Die elitären Grundideen eines „gesunden Geistes in einem gesunden Körper“ werden immer wieder in Propaganda-Texten erwähnt. Darüber hinaus nahmen Neonazis der Partei „Der III. Weg“ an den jährlich stattfindenden Leistungsmärschen in Budapest (Ungarn) teil, sind personell an den „Kampf der Nibelungen“ gebunden und richteten sportliche Wettkämpfe im Rahmen von Sommerlagern und anderen parteiinternen Veranstaltungen aus. So zuletzt im Januar 2018 in Ludwigshafen bei einer „Jahresauftaktveranstaltung“, wo neben Reden auch ein Kraftwettbewerb abgehalten wurde.
Solche Wettkämpfe und Duelle sollen die Gemeinschaft fördern und nach außen den Eindruck von körperlicher Fitness und Stärke suggerieren.
„Ostdeutschland kämpft“ – zusammen mit einschlägigen Neonazis
Unter dem Namen „Ostdeutschland kämpft“ fand am 4. Februar 2018 in der Diskothek „SAX“ in Schkeudiz-Dölzig bei Leipzig ein Kampfsportturnier mit extrem rechter Beteiligung statt.
Maßgeblich ausgerichtet und beworben wurde die Veranstaltung von der „Black Rainbow Security – P.E.A.S. GmbH“. Diese Security-Firma tritt in Sachsen auch unter dem Label „Vereinigte Türsteher Ostdeutschland“ auf und machte schon 2008 Schlagzeilen, nachdem sie mit dem „Türsteherkrieg“ in Leipzig in Zusammenhang gebracht wurde. Damals hatten sich verschiedene Security-Firmen blutige Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft an der Tür u.a. bekannter Rotlichtlokale geliefert. In einem Artikel des Spiegel-Magazins aus dem Jahr wird auch Marko „The Bulldog“ Zschörner als Chef der „L.E. Security“ erwähnt, der in diesem Konflikt Ziel eines Messer-Angriffs wurde, den er nur knapp überlebte. Zschörner galt als Organisator jährlich stattfindender Kampfsportevents in Leipzig die laut Spiegel, vor allem Neonazis anlockte. Heute ist Zschörner u.a. Trainer im „Bushido-Gym“ in Leipzig, wo auch der bekannte Neonazi Martin „The Bouncer“ Krause trainiert. Dieser ist seinem Bauch-Tattoo nach zu urteilen Mitglied der elitären Neonazi-Burderschaft der „Hammerskins“ und fiel in der Vergangenheit u.a. im Zusammenhang mit der gewalttätigen, westsächsischen Kameradschaft „Glauchauer Jungs“ auf.
Dass Martin Krause auf dem „Ostdeutschland kämpft“-Event im Februar 2018 den Hauptkampf des Abends bestritt dürfte kein Zufall sein, denn der „Bouncer“ (dt. Türsteher), ist für die „Black Rainbow Security“ tätig. Da sind die Wege von der Tür in den Ring kurz.
Krauses Trainingskollege, Jonas Fichtler, kämpfte ebenfalls bei dem Event im Februar 2018, wie auch Brian Engelmann aus Freital bei Dresden. Alle drei vereint nicht nur der Sport, sondern vor allem ihre politischen „Freizeitaktivitäten“. Sowohl Fichtler als auch Krause und Engelmann befanden sich im Januar 2016 unter den 215 Neonazis, die im Nachgang des koordinierten Angriffes auf den alternativen Stadtteil Leipzig-Connewitz in einer Seitenstraße festgesetzt wurden.
Auch der Fußball-, Hooligan- und Milieubezug ist bei „Ostdeutschland kämpft“ deutlich erkennbar. Mit Philip Höhne als regelmäßig angekündigter Kämpfer auf den Events besteht augenscheinlich ein Kontakt ins Hamburger Rotlichtmilieu, welches vom „Hells Angels MC“ dominiert wird. Der in Hamburg lebende Höhne ist außerdem als Anhänger des 1. FC Lokomotive Leipzig bekannt. Dass in Leipzig die „Black Rainbow Security“ diesem Motorrad-Club nahe steht und ebenfalls enge Kontakte zum Leipziger Fussballclub pflegt, machen Bilder in den sozialen Netzwerken der Security-Firma deutlich. Neben rechten Hooligans wie Benjamin Brinsa, ist auch der ehemalige Präsident des Leipziger Fußballclubs, Steffen Kubald, auf den Bildern der Feier jährlichen Weihnachtsfeier der Firma zu sehen. Darüber hinaus sind befreundete Türsteher als Gäste erkennbar, die in Klamotten der rechten Marken „Thor Steinar“ und „Brachial“ posieren.
Brinsa ist in Leipzig bekannt dafür, gute Kontakt ins Rotlichtmilieu und zu dem „Hells Angels MC“ zu unterhalten.
Rechter MMA-Fighter kämpft bei Event in Polen am kommenden Samstag
Der rechte Leipziger MMA-Fighter Christopher „Joker“ Henze bereitete sich die letzten Monate in Thailand für seinen Kampf am kommenden Samstag, den 03. März 2018 in der polnischen Stadt Łódź vor. Das Event findet im Rahmen der KSW („Konfrontacja Sztuk Walki“) statt, eines der größten MMA-Promotions in Europa. Henze war Teil der heute aufgelösten extrem rechten, gewalt-orientierten Fangruppierung „Scenario LOK“ und befand sich auch im Januar 2016 unter den 215 in Gewahrsam genommenen Neonazis und Hooligans, die zuvor den alternativen Stadtteil koordiniert angriffen hatten. Die Ermittlungen dazu dauern an. Er gehört außerdem zum „Imperium Fight Team“, dessen Aushängeschild u.a. der rechte MMA-Kämpfer Benjamin Brinsa ist. Das MMA-Team ist fester Bestandteil der Kampfsportveranstaltung „Imperium Fighting Championship“ (IFC), das bisher jährlich in Leipzig MMA-Fights organisierte und zahlreiche Neonazis und Hooligans sowohl im Ring, als auch in den Rängen beherbergte.
Im letzten Jahr setzte die Veranstaltung aus. Stattdessen betrieb die IFC auf ihrer Facebook-Seite Wahlkampfwerbung für die „Alternative für Deutschland“. Henze und Timo Feucht vom „Imperium Fight Team“ kämpften andersweitig am 20. Mai 2017 bei der 8. „La Familia Fightnight“ in Halle/Saale. Auch bei dieser Veranstaltung traten extrem rechte Kämpfer an, u.a. Vit Mrákota. Er kämpft vorrangig auf Neonazi-Turnieren für das tschechische „White Rex“-Team.
Ein Ausschluss Christopher Henzes vom polnischen Kampfsport-Event am 3. März 2018 ist unwahrscheinlich. Bereits in der Vergangenheit kämpften innerhalb der KSW Neonazis wie Niko Puhakka, der dem internationalen „Blood & Honour“-Netzwerk zugeordnet wird.
Falls ihr auch noch Informationen zu Neonazis, Kampfsport und ihre politischen Aktivitäten festgestellt habt, oder auch von erfreulichen Initiativen und Aktionen gegen Rassismus und Neonazismus im Kampfsport erfahren habt, dann schreibt uns über das verschlüsselte Kontaktformular oder via E-Mail, damit wir das dokumentieren können.
Runter von der Matte! Kein Handshake mit Nazis!