Boxtraining durch Neonazis der „Bruderschaft Deutschland“ in Düsseldorfer Gym

Ralf Nieland (mittig) und an den Pratzen Klaus Wille beim Training im Mexx Gym. T-Shirts der „Bruderschaft Deutschland“ werden im Gym offen gezeigt

Ein Gastbeitrag Düsseldorfer Antifaschist*innen

Im Fitnesscenter Maxx Gym am Düsseldorfer Hauptbahnhof trainieren Mitglieder der extrem rechten „Bruderschaft Deutschland“ und organisieren in den Räumlichkeiten selbständig Boxtraining.

Das Maxx Gym liegt direkt hinterm Düsseldorfer Hauptbahnhof an der Heinz-Schmöle Straße, Ecke Eisenstraße im Stadtteil Oberbilk, der aufgrund seines hohen Anteils an Migrant*innn auch „Maghreb-Viertel“ genannt wird. In dem kommerziellen Fitnesscenter trainieren viele eher jüngere Leute aus dem Viertel. Angeboten werden neben Cardio- und Krafttraining die üblichen Kurse von Yoga bis „Rücken-Fit“. Zwar kann man auch den Kurs „Kickbox-Fit“ besuchen, eine Kampfsportschule ist das Maxx Gym aber nicht.

Boxtraining im Mexx Gym mit Ralf Nieland (3.v.r.)

Sowohl der aus der rechten Hooligan-Szene von Fortuna Düsseldorf stammende Ralf Nieland, zentrale Führungsfigur der „Bruderschaft Deutschland“, als auch  der ebenfalls zur „Bruderschaft Deutschland“ gehörende Klaus Wille trainieren im Maxx Gym und nutzen offenbar die Räumlichkeiten zu Off-Zeiten für Boxtrainings – gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der „Bruderschaft Deutschland“.

Bruderschaft Deutschland“

Bei der „Bruderschaft Deutschland“ handelt es sich um einen Zusammenhang aus rechten Hooligans, Türstehern, Neonazis und Rockern. Hervorgegangen ist die Gruppe aus rechten Organisierungsversuchen aus dem Hooliganmilieu, wie zum Beispiel den „Hooligans gegen Salafismus“ (HoGeSa).

Die „Bruderschaft Deutschland“ in Pose

Obwohl die „Bruderschaft Deutschland“ immer wieder behauptet, nicht „rechtsextrem“ zu sein, positioniert sie sich inhaltlich eindeutig extrem rechts. So posiertem Mitglieder der Gruppe am 9. Mai 2019 am Musikpavillon im Schlosspark Eller mit Transparenten, auf denen die Aufschrift „Anti-Antifa“ stand, sowie „Bruderschaft Deutschland steht für: Familie Volk und Land! Sicherheit für alt und jung unser Blut für Familie Volk und Land“ (Fehler im Original).

Mit dem Thema „Sicherheit“ versucht die „Bruderschaft Deutschland“ auf der Straße zu punkten. Vor allem in den Düsseldorfer Stadtteilen Garath und Eller trat sie öffentlich durch sogenannte „Spaziergänge“ in Erscheinung. Sie versuchten sich damit als vermeintlicher Sicherheitsfaktor im Stadtviertel zu inszenieren und wollten so auf die angebliche Kriminalität reagieren, die von Migrant*innen ausgehen würde. Außerdem versuchten sie in einer Kneipe in Eller einen Treffpunkt zu etablieren, was allerdings dank antifaschistischer Intervention misslang. Im Dezember 2018 rief die zuständige Bezirksvertretung dazu auf der Bruderschaft keine Räume mehr zur Verfügung zu stellen. In der Antwort der Landesregierung eine Kleine Anfrage der Grünen heißt im Januar 2019 zur Bruderschaft Deutschland: “Mehr als 50 Personen können konkret als Angehörige der „Bruderschaft Deutschland“ zugeordnet werden. Der Altersdurchschnitt der ausschließlich männlichen Mitglieder liegt bei rund 35 Jahren. Die „Bruderschaft Deutschland“ ist Anfang/Mitte 2017 erstmalig mit T-Shirts mit der Aufschrift „Treue, Blut, Ehre“in Düsseldorf Garath aufgetreten.“ Ziel der Gruppierung die zuvor auch unter der Bezeichnung „Bruderschaft Garath“ aufgetreten ist, sei der „versucht […], eine stärkere rechtsextreme Präsenz in Düsseldorf aufzubauen.“

Bedrohungen und Übergriffe

Immer wieder fallen Mitglieder der „Bruderschaft Deutschland“ durch gewalttätige Übergriffe und Bedrohungen auf.

Ralf Nieland und Klaus Wille beim Boxtraining. Rechts ist ebenfalls Wille zusehen, vermummt und mit Teleskopschlagstock

Am 17. November 2018 griffen Teilnehmer eines Aufmarsches der extrem rechten Gruppe „Patrioten NRW“ Gegendemonstrant*innen an. Unter den Angreifern aus den Reihen der Bruderschaft befand sich auch Ralf Nieland, der einen jungen Mann mit Faustschlägen im Gesicht und am Hals verletzte.

Immer wieder versucht die „Bruderschaft Deutschland“ durch ihr Auftreten Menschen einzuschüchtern. So erschienen etwa Mitglieder zu einem „Bürgerdialog“ der Alternative für Deutschland (AfD) im April 2019 im Bürgerhaus Bilk. Gegendemonstrant*innen, welche die Veranstaltung kritisch begleiteten wurden dabei wiederholt durch Angehörige der Bruderschaft beleidigt und bedroht.

Als Antwort auf die „Spaziergänge“ und Angriffe durch Mitglieder der Bruderschaft organisierten Antifaschist_innen im Februar 2019 eine Demonstration an der etwa 1.200 Menschen teilnahmen.

Kontakte in die militante Naziszene

Nicht nur einzelne Mitglieder der Bruderschaft sind klar im extrem rechten Spektrum zu verorten, auch Verbindungen zu anderen Gruppen des Neonazi-Spektrums sind nachweisbar.

Enge Kontakte pflegt die Bruderschaft etwa zu vergleichbaren rechten Gruppen in den Nachbarstädten, wie den „Steeler Jungs“ in Essen oder zu „Mönchengladbach steht auf e.V.“ um Dominik Roeseler. Auch zur Neonazi-Kleinstpartei  „Der III. Weg“ bestehen Kontakte. Ralf Nieland und weitere Angehörige der Bruderschaft nahmen zudem am 14. April 2018 an einem Aufmarsch der Partei „Die Rechte“ in Dortmund teil.

In jüngster Zeit griffen Mitglieder der „Bruderschaft Deutschland“ wiederholt rassistische Debatten auf, die in der Öffentlichkeit geführt wurden und nahmen an Aktionen rechter Gruppen im Rahmen dieser teil. So war die Bruderschaft kürzlich Teil eines „Trauermarsches“ bzw. der Mahnwachen der extrem rechten Gruppen „First Class Crew – Steeler Jungs“, „Internationale Kölsche Mitte“ und „NRW stellt sich quer“ in Essen, Köln und Düsseldorf. Anlass war der Tod eines Jungen am Frankfurter Hauptbahnhof am.

Selbstdarstellung der Neonazis im Rahmen der Rheinbad-Mobilisierung

Am 4. August 2019 versuchten zudem 50 Mitglieder der „Bruderschaft Deutschland“ in das Rheinbad in Düsseldorf Einlass zu bekommen. Das Ordnungsamt und die Security verweigerten ihnen den Eintritt und alarmierten die Polizei. Diese kam mit einem Großaufgebot und traf in der Nähe des Bades auf 36 Personen, deren Personalien anschließend aufgenommen wurden. Unter ihnen befand sich auch Ralf Nieland. Die Mitglieder der „Bruderschaft Deutschland“ gaben an „aufpassen zu wollen damit alles Ruhig bleibt“.

Nieland und weitere Neonazis während der Personalienkontrolle am Rheinbad

Anlass war die wiederholte Räumung des Rheinbades in den letzten Wochen. Die Räumungen sorgten bundesweit für Aufsehen, auch da die Polizei anfangs angab, dass die Hauptverantwortlichen für die vermeintlichen Tumulte „augenscheinlich nordafrikanischem Typus“ seien.

Extrem rechte Dominanz im Fitnesscenter

Als aktive Teilnehmer sind Ralf Nieland und Klaus Wille – soweit bekannt – bisher nicht bei Boxturnieren angetreten. Bei Boxkämpfen in der Region sind jedoch immer wieder Mitglieder der „Bruderschaft Deutschland“ als Zuschauer anwesend.

Dass Nieland und Wille ihr Boxeintraining im Fitnesscenter Maxx Gym nicht nur für sportliche Zwecke nutzen, sondern sich dadurch auch auf Angriffe auf politische Gegner*innen und Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen vorzubereiten, hat Nieland in der Vergangenheit bereits gezeigt.

Die Selbstinszenierung als „harter Mann“, der boxen geht, die Fäuste ballt und Stärke demonstriert ist zentral für das Selbstbild der Bruderschaft. Zum einen inszeniert sie sich somit als schlagkräftige Gruppe im Sinne einer Bürgerwehr, die aber ebenso in der Lage ist, den politischen Gegner anzugreifen. Zum anderen geht es um die Selbstvergewisserung der eigenen Stärke und Radikalität der Gruppe. Immer wieder werden Gruppenfotos gemacht, die gewollt geschlossen, markant und martialisch wirken.

Das selbstorganisierte Boxtraining im Maxx Gym vermittelt allen anderen Nutzer*innen des Studios zudem den Eindruck, dass extrem rechter Positionen im Gym akzeptiert und toleriert werden. Somit schaffen sich hier extrem rechte Akteure jenseits der organisierten Neonazi-Kampfsportszene Räume, in denen sie scheinbar ungestört trainieren können. In Kombination mit ihrer Gewaltbereitschaft stellen dieses Training eine konkrete Gefahr für andere Menschen da.
Nicht nur beim Kampfsporttraining auch im Gym haben Neoanzis nichts verloren. Raus aus dem Gym und Runter von der Matte!

Weitere Informationen zur „Bruderschaft Deutschland“ finden sich auf dem Blog „Düsseldorf Rechtsaussen“.