Warum eine Auseinandersetzung mit Neonazis und ihren Inhalten im Kampfsport wichtig ist:
Neonazis im Sport sind nichts Neues – ihr Style im Gym und im Ring allerdings schon. Mit hippen Designs versuchen rechte Modelabel ihr menschenverachtendes Weltbild gesellschaftlich akzeptabel zu machen. Erst auf den zweiten Blick sind Codes und Marken der extrem rechten Szene erkennbar.
In den Gyms und bei Kämpfen werden Neonazis zu lange schon hofiert und toleriert. Klare Positionierungen und Distanzierungen zeigten nur wenige couragierte Organisator_innen und Gyms im Kampfsport-Mainstream. So distanzierte sich 2013 das „No Compromise Championship“-MMA-Event samt Unterstützer_Innen von der Marke „Walhall Athletik“ und verwies diese mit den Worten „love MMA hate fascism“ von der Matte.
Auch die weltweit führende MMA-Promotion „Ultimate Fightig Champonship“ (UFC) positionierte sich in der Vergangenheit mehrmals deutlich gegen rechte Inhalte. So verbannte die UFC das kalifornische Neonazi-Label, bzw. Sponsor „Hoelzer Reich“ von ihren MMA-Events und sprachen sich vielfach gegen eine Förderung von Neonazis und Rassist_innen aus. In diesem Zusammenhang kündigten sie 2014 auch den Vertrag mit dem Leipziger MMA-Kämpfer Benjamin Brinsa, nach dem seine Umtriebe in der Neonazi-Szene bekannt wurden.
Durch das Tragen dieser rechten Labels werden diese auf der Matte salonfähiger, bzw. „mattenfähiger“ gemacht, d.h. es wird im Stillen akzeptiert und alltäglich, dass Rechte in Gyms mittrainieren.
Hinter diesen Labels steckt allerdings mehr als nur eine Klamottenmarke. Der Kauf dieser Kleidung stärkt nicht nur die Marktfähigkeit der Labels, sondern ermöglicht auch finanziell rechte Kampfsportstrukturen. So organisiert und sponsert beispielsweise das russische Label „White Rex“ seit 2012 europaweit Kampfsportturniere, auf denen RechtsRock-Bands wie „Kategorie C“ auftreten oder NS-Kriegsverbrecher wie der ehemalige Hauptsturmführer der Waffen-SS, Erich Priebke, Ehrengäste sind. Auch stellen Labels wie „White Rex“ oder „Greifvogel Wear“ eigene Teams, um an diesen Wettkämpfen zu partizipieren.
Es geht also nicht nur darum, Neonazis und ihre Inhalte von der Matte aus den eigenen Gyms zu schicken, sondern eben auch darum über diese bereits existierenden Kampfsportstrukturen aufzuklären. Denn diese Strukturen ermöglichen (rechten) Kampfsportler_innen Trainings- und Wettkampfräume, die zu einer Professionalisierung führen können.
Ersichtlich wird dies am Beispiel der MMA- und Kickboxerin Anastasia Yankova, die mittlerweile von NIKE Moskau gesponsert wird und bei der renommierten Kampfsportveranstaltung „Bellator Fighting Championship“ kämpft. Noch in 2013 stand sie im Octagon beim russischen Neonazi-Turnier „Duh Voina – Spirit of the warrior“, organisiert durch „White Rex“.
Sei es durch Körperkult, eine völkisch-rassistische Vorstellung von Gesundheit oder dem Gedanken der Wehrhaftigkeit und Angriffsfähigkeit auf der Straße gegen Menschen, die nicht in ihr rechtes Weltbild passen – es gibt unterschiedliche Gründe, warum Neonazis Kampfsport betreiben. Was durch die Labels vermittelt und vermarktet wird, ist dahingehend ein identitätsstiftendes „WIR“, das rassistisch, völkisch und nationalistisch aufgeladen ist.
Der Gedanke von einem „gesunden Volk“ wird auf moderne Weise mit Ideen aus der Straight-Edge-Bewegung vermarktet, die sich allerdings nicht nur um das persönliche Wohlbefinden drehen. Vielmehr werden dadurch rassistische und völkische Ziele verfolgen – ein gesunder Körper nach weißen, rassistischen Vorstellungen für die Zukunft und die Wehrhaftigkeit einer Nation, bzw. Europas.
Wir wollen mit unserer Kampagne einen Zugang zu diesen Informationen ermöglichen. Wir wollen das Thema endlich ansprechen, informieren und intervenieren.
Unser Ziel ist es, Argumentationshilfen für Gym-Betreiber_innen, Trainer_innen, Veranstalter_innen und Teilnehmer_innen zu bieten, um den Neonazis diese Räume zu nehmen. Denn der oft im Sport verwendete Begriff „Wettkampf“ hört bei uns bei Neonazis auf. Den Handshake – ein symbolisches Abklatschen für einen fairen, sportlichen, respektvollen Umgang und Austausch miteinander – wollen wir keinem Neonazi beim Training oder irgendwelchen Kampfsportveranstaltungen anbieten.
Sport kann zwar Ventil sein, Aggressionen abbauen und integrativ wirken, aber dass organisierte Neonazis ohne konkrete Absicht auf Ausstieg durch Kampf- und Kraftsport zu besseren Menschen werden, muss doch stark angezweifelt werden. Anstelle dessen tritt eher die bereits erwähnte Verharmlosung und Akzeptanz seitens der Trainingspartner_innen ein, denn wenn Neonazis für ihr Gym im Ring stehen, stärkt dies den Teamgeist und schafft Vertrauen sowie persönliche Bindung.
Deswegen: Hinschauen, Ansprechen und Runter von der Matte!
Kein Handshake mit Nazis!
Wenn Ihr uns unterstützen wollt, oder Ergänzungen und Anmerkungen zu Inhalten auf unserem Blog, zu den Marken, den Personen dahinter oder dem Glossar habt, dann schreibt uns gerne per Mail über das Kontaktformular.