Neuigkeiten von der Matte #4

Kampfsport-Turniere mit extrem rechter Beteiligung

Erneut Neonazis auf der „La Familia Fight Night“

Neue Kampfsportveranstaltung in Brandenburg: Ivo Cuk bei der ersten Prenzlauer Fightnight „Night of the Champions“

„3. Invictus Fightnight“ in Saalfeld

„Ku Klux Klan“- und SS-Totenkopf-Tattoos – Markus Fuckner soll in Rheinstetten boxen

Entwicklungen innerhalb der Neonazi-Kampfsportszene

Kampfsport und RechtsRock

Extrem rechtes Kampfsport-Turnier „Tiwaz“ im Erzgebirge in Sachsen

„White Rex“-Seminar in Mecklenburg-Vorpommern

„Wardon21“-Konferenz

„Der III. Weg“ baut eigene Sport-AG aus

Erfreuliches
Kampfabsage an Neonazis in München


Erneut Neonazis auf der „La Familia Fight Night“

Am 28. April fand in Halle an der Saale erneut das Kampfsportevent „La Familia Fight Night“ vor mehreren hundert Zuschauer_innen statt, diesmal unter dem Motto „Krieger des Nordens“.
Erneut konnten Personen aus der extrem rechten Szene in den Ring treten.

Martin Bissinger bei der Sommerakademie der Identitären Bewegung in Frankreich
Martin Bissinger bei der Sommerakademie der Identitären Bewegung in Frankreich

Zu bekannten teilnehmenden rechten Kampfsportlern aus dem „La Familia Fightclub“ in Halle gehört der Kickboxer Martin Bissinger, der offensichtlich auch Kindertraining anleitet.
Er war in Bayern bis 2016 Kader und Stützpunktleiter der Neonazi-Partei „Der III. Weg“, und bewegte sich bis mindestens Ende 2017 im Umfeld der „Kontrakultur Halle“, ein Ableger der extrem rechten „Identitären Bewegung“. Bissinger selbst stellt sich heute als „geläuterter Kampfsportler“ dar, der „damals“ Fehler begangen habe und jetzt nicht länger seine Zeit in der Partei vergeudet. Die Zeitspanne und die Art und Weise seines „Ausstieg“ aus der Szene – der normalerweise Jahre dauert und mit erheblichen persönlichen Einschränkungen und Risiken verbunden ist – erscheint uns dabei wenig authentisch. Vielmehr würde ein öffentlicher Aktivismus in der Neonazi-Szene seiner Karriere als Kampfsportler schaden, weshalb eine Distanzierung nahe liegt. Denn Bissinger ist ein gefragter Kämpfer. Sein nächster Kampf soll am kommenden Samstag, den 16. Juni im brandenburgischen Prenzlau stattfinden.

Der Veranstalter und Vereinsvorsitzende des „La Familia Fightclub e.V“, Mathias Weber, äußerte sich zu diesen Vorwürfen mit den Worten, dass man als Gym „politisch und religiös neutral“ sei und im Sinne der Integration niemanden ausschließen würde.

Dass neben Bissinger auch drei bekannte rechte Gewalttäter und Kampfsportler des „Imperium Fight Team“ aus Leipzig am 28. April bei der „La Familia“ teilnehmen konnten, ist dabei nicht der gepredigten Unvoreingenommenheit von „La Familia“ verschuldet. Vereinsvorsitzender Weber gibt dem „Imperium Fight Team“ schließlich selbst Trainingseinheiten in Leipzig. Auch Theo Weiland, Trainer beim „La Familia Fightclub“, gehört zum K1-Trainingsstab des „Imperium Fight Team“.
Das Team ist vor allem durch den umtriebigen extrem rechten Hooligan und Kampfsportler Benjamin Brinsa bekannt und trainiert im Nordosten Leipzigs. Die Trainingsräume gehören zu einem seit Jahren von Neonazis und Hooligans genutzten Areal. Schon 2008 fanden auf dem Areal Rechtsrock-Konzerte statt. Ein solches Konzert sollte auch im Januar 2018 dort stattfinden, wurde aber von der Polizei verhindert. Auch der extrem rechte Motorradclub „Rowdys Eastside“ unterhält auf dem Gelände einen Treffpunkt. Eine personelle Schnittmenge zwischen dem Motorradclub, Neonazis, Hooligans und Kampfsportlern des „Imperium Fight Team“ sind dabei seit Jahren beobachtbar.
Die drei Kämpfer des Leipziger Teams auf der „La Familia Fightnight“ – Lars Heine, Marcus Kottke und Paul Hoffmann – befanden sich schließlich auch unter den rund 220 Neonazis und Hooligans, die im Nachgang eines koordinierten Überfalls auf den alternativ geltenden Leipziger Bezirk Connewitz im Januar 2016 in einer Seitenstraße von der Polizei fest gesetzt wurden.

Eine erfreuliche Reaktion auf die Verstrickungen der „La Familia“-Events in die Neonazi-Szene zeigte das Universitätssportzentrum in Halle im April vor dem Kampfsport-Event. Sie beendeten ihre Zusammenarbeit mit dem Verein „La Familia“ aufgrund der bekannt gewordenen Verbindungen zur militanten rechten Szene. Wir begrüßen das sehr und sehen das als wichtigen Schritt, um als öffentliche Institution ein Zeichen gegen Neonazis zu setzen.

Neue Kampfsportveranstaltung in Brandenburg: Ivo Cuk bei der ersten Prenzlauer Fightnight „Night of the Champions“

Für kommenden Samstag, den 16. Juni, wird der kroatische MMA-Kämpfer für die Prenzlauer Fightnight „Night of the Champions“ angekündigt. Vor knapp neun Monaten konnte er bei der Veranstaltung „Sprawl & Brawl“ in Berlin nicht antreten, nachdem sich die Verantwortlichen des Austragungsortes Tempodrom dagegen ausgesprochen hatten.
Cuk trägt zwei Symbole der kroatischen, faschistischen Untergrund-Miliz „Ustascha“ auf der Brust.

Eine solche Absage wäre für kommenden Samstag sicher empfehlenswert, scheint aber hinsichtlich der Veranstalter_innen der „Night of the Champions“ unwahrscheinlich. Denn einige der Verantwortlichen verbreiten in den sozialen Netzwerken rassistische und nationalistische Inhalte. Außerdem kündigte sich einer der Veranstalter kündigt selbst als Kämpfer an. Ivo Cuk soll dabei sein Ecken-Support sein.
Auf dem Event soll auch der rechte Kickboxer Martin Bissinger für sein Gym, den „La Familia Fightclub“, antreten.

Die Veranstaltung „Night of the Champions“ findet unter dem Label „UMACC“ erstmalig statt, und wird augenscheinlich von Privatpersonen und keinem Verein oder bekannten Kampfsport-Label ausgerichtet.

 

„3. Invictus Fightnight“ in Saalfeld

John Kallenbach in Klamotten von "Label 23" – offensichtlich sponsert ihn die Cottbuser Marke
John Kallenbach in Klamotten von „Label 23“ – offensichtlich sponsert ihn die Cottbuser Marke

Im thüringischen Saalfeld ist für den 18. August 2018 die „3. Invictus Fightnight“ angekündigt. Veranstalter ist die „Invictus Kick-und Thaiboxschule“, die von dem Profi-Kämpfer in K1 und Kickboxen, John Kallenbach, geleitet wird. Kallenbach tritt nicht nur in Klamotten der rechten Cottbuser Marke „Label 23“ auf, sondern ließ sich von dieser sogar sponsern.

In seiner Saalfelder Kampfsportschule trainiert er zudem den Neonazi Kevin Görke im K1.

Kevin Görke( rechts) auf dem "Schild&Schwert"-Festival im April 2018 in Ostritz (Bild: EXIF-Recherche)
Kevin Görke( rechts) auf dem „Schild&Schwert“-Festival im April 2018 in Ostritz (Bild: EXIF-Recherche)

Dieser bewegt sich seit Jahren in der Neonazi-Szene Thüringens. Zuletzt war er auf dem Neonazi-Festival „Schild & Schwert“ im April 2018 im sächsischen Ostritz als Kämpfer zu erkennen. Für das zweitägige Event hatte das extrem rechte Kampfsport-Netzwerk „Kampf der Nibelungen“ zu einem Turnier eingeladen. Kevin Görke war auch einer der Kämpfer auf dem konspirativ organisierten Neonazi-Turnier „Tiwaz“ am 9. Juni 2018 im sächsischen Grünhain im Erzgebirge. Für die „Invictus Fightnight“ wird er ebenfalls als Kämpfer angekündigt. Eine Sympathie auch für den aktuellen Diskurs innerhalb der Neonazi-Szene, d.h. sich mit Kampfsport für „Volk und Nation“ wehrhaft zu machen, lässt seine Rückentätowierung erahnen. In Frakturschrift gehaltenen Lettern präsentiert er den Slogan „Leben ist Kampf“ – eines der vielen pathetischen Wortkreationen der Neonazi-Kampfsportszene.
Auch der bereits erwähnte rechte Kampfsportler Martin Bissinger vom „La Familia Fightclub“ in Halle wird für das Event in Saalfeld angekündigt.

Austragungsort der „Invictus Fightnight“ ist die Dreifelder-Sporthalle „Grüne Mitte“. Da die Vergabe dieser Räumlichkeiten nicht über privat, sondern durch den Landkreis Saalfeld-Rudolstadt erfolgt, können wir nur an die Verantwortlichen appellieren: Keine „Invictus Fightnight“ mit Neonazis im Ring und im Publikum! Wer diesen Räume bietet, braucht sich nicht über ein Erstarken der extremen Rechten zu wundern.

„Ku Klux Klan“- und SS-Totenkopf-Tattoos – Markus Fuckner soll in Rheinstetten boxen

Der Totenkopf der SS-Division "Totenkopf": auf zahlreichen Klamotten von Markus Fuckner wie auch als Tattoo an der Wade
Der Totenkopf der SS-Division „Totenkopf“: auf zahlreichen Klamotten von Markus Fuckner wie auch als Tattoo an der Wade

Ebenfalls für kommenden Samstag den 16. Juni wird Markus „The Dragon“ Fuckner für eine Fightnight in Rheinstetten bei Karlsruhe in Baden-Württemberg angekündigt. Über hundert Kämpfe bestritt der Rastatter bereits im Laufe seiner Karriere, u.a. als Profi-Boxer. Seine neonazistische Gesinnung schien dabei bisher niemanden gestört zu haben. Auf unzähligen, öffentlich in den sozialen Netzwerken einsehbaren Bildern, posiert er wahlweise in Klamotten der rechten Marke „Thor Steinar“, in Unterstützer-Shirts des „Hells Angels“ MC und in Textilien, auf denen das Symbol der „SS-Division Totenkopf“ abgebildet ist.

Auf Shirts wie auch als Tattoo präsentiert Markus Fuckner das Symbol des KKK in leicht veränderter Form
Auf Shirts wie auch als Tattoo präsentiert Markus Fuckner das Symbol des KKK in leicht veränderter Form

Andere Bilder zeigen ihn in augenscheinlich selbst produzierten Bekleidungsstücken, auf denen der Schriftzug „White Knights“ sowie das Kürzel „KKK“ abgebildet ist – eine Abkürzung der rassistischen Organisation „Ku Klux Klan“. Einzig das Symbol dieser Gruppe, das sogenannte „Feuerkreuz“ wurde minimal entfremdet. Im Hinblick auf eine nicht mehr aktive Gruppe des „Ku Klux Klan“ in Baden-Württemberg, die auch Kontakte zur rechts-terroristischen Gruppe „Nationalsozialistischer Untergund“ gehabt haben soll, sollten im Hinblick auf Fuckner alle Alarmglocken läuten.

Markus Fuckner mit dem Keltenkreuz und in "Thor Steinar"-Jogginghose
Markus Fuckner mit dem Keltenkreuz und in „Thor Steinar“-Jogginghose

Denn Fuckner war schon vor 20 Jahren Anhänger der „White Power“-Bewegung, dessen in Deutschland strafbares Symbol, das Keltenkreuz, er auf T-Shirts offen zur Schau stellte. Auch die Symbole seiner Gruppe „White Knights“, die es schon Ende der 80er Jahre gab, präsentiert er bis heute auf Bildern. Mutmaßlich handelt es sich dabei um eine Rocker-Gruppierung, die allerdings im Zusammenhang mit dem baden-württembergischen Ableger des KKK – die „European White Knights of the Ku Klux Klan“ – stehen könnte.
Die genannten Symbole, d.h. das „Feuerkreuz“ des KKK, sowie das Symbol der „SS-Division Totenkopf“, trägt Fuckner ebenfalls als Tätowierung auf seinem Körper. Letzteres ist in Deutschland strafbar.

Im Hinblick auf Fuckners Personalie finden wir es nicht hinnehmbar, dass ihm eine solche Bühne geboten wird. Auch die lokale Presse schrieb euphorisch über den kommenden Kampf am Samstag hinsichtlich Fuckners Beteiligung. Die Location des Events ist die Ufgauhalle, in der schon mehrmals Kampfsport-Veranstaltungen stattfanden. Eigentümer der Halle ist die Stadt Rheinstetten, die dadurch alle Macht haben könnte, um Fuckners Auftritt zu unterbinden. Von den Veranstalter_innen erhoffen wir uns ebenfalls eine klare Absage, die im Fall von Fuckner wirklich nicht schwer zu argumentieren ist.


Kampfsport und RechtsRock

Die extrem rechten Kampfsportmarken „Svastone“ aus der Ukraine sowie „White Rex“ aus Russland werden nun auch offiziell beim Neonazi-Versand „PC-Records“ vertrieben. Das Chemnitzer Unternehmen gilt als einflussreich und umsatzstark. Betreiber Steve Geburtig unterhält mit „PC-Records“ allerdings nicht nur einen Versandhandel und ein Ladengeschäft in Chemnitz, sondern auch ein Label, auf dem CDs international bekannte RechtsRock-Größen wie „Die Lunikoff Verschwörung“ – ehemals „Landser“ – produziert wurden.
Damit ist ein weiterer Schritt innerhalb der internationalen Vernetzung zwischen RechtsRock und Kampfsport erkennbar.
Deutlich wurde diese Schnittmenge nicht nur beim Neonazi-Festival „Schild & Schwert“ im April 2018 in Ostritz, wo ebenfalls ein Kampfsport-Turnier stattfand. Auch das „Jugend im Sturm“-Fest am 7. Juli 2018 lockt mit Kampfsport. Organisiert von der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ sollen an dem Tag im thüringischen Kirchheim nicht nur RechtsRock-Bands wie „Die Lunikoff Verschwörung“ auftreten, sondern es wird auch ein Kampfsport-Turnier angekündigt. In diesem Rahmen soll auch ein Vertreter der Neonazi-Trainingsgruppe „Wardon 21“ auftreten.

Manuel Eder auf dem Neoanzifestival "Tage der nationalen Bewegung" am 8. Juni 2018 in Themar (Bild: EXIF-Recherche)
Manuel Eder auf dem Neoanzifestival „Tage der nationalen Bewegung“ am 8. Juni 2018 in Themar (Bild: EXIF-Recherche)

Einer dieser Gruppe, Manuel Eder, selbst Rechtsrocker und tonangebend bei „Wardon 21“, nahm bereits am „Schild & Schwert“-Festival und an den „Tagen der nationalen Bewegung“ am 8./9. Juni 2018 in Themar teil. Während ein Großteil der Besucher_innen zu zahlreichen Größen der RechtsRock-Szene mit reichlich Alkohol feiern konnte, betreute der selbst ernannte „NS-Straight Edge“-Anhänger Manuel Eder den Verkaufsstand von „Greifvogel Wear“. Vor einem Jahr sprach bereits der russische Neonazi, Hooligan und Gründer des extrem rechten Kampfsport-Netzwerkes „White Rex“ vor 6 000 Neonazis beim „Rock gegen Überfremdung II“ auf der selben Wiese.

Ein Trend der sich perspektivisch durchzusetzen scheint, denn auch für die zweite Auflage des „Schild & Schwert“-Festivals am 2./3. November 2018 wird erneut für ein Turnier des „Kampf der Nibelungen“ im Rahmen mobilisiert. Neben bekannten Kämpfen in MMA, K1 und Boxen wird verkündet, eine in Deutschland noch nie veranstaltete Form des Wettkampfes bieten zu wollen. Hinsichtlich der vielen Schnittstellen zwischen dem „Kampf der Nibelungen“ und der extrem rechten Hooliganszene wäre es denkbar, dass damit sogenanntes „Teamfighting“ gemeint ist: mehrere Personen eines Teams treten gemeinsam, meist im MMA-Bereich, gegen ein anderes Team an. Durchgeführt wurden solche Events unter dem Label „Team Fighting Championship“ bisher nur in Osteuropa. Im Internet verbreitete Video mit diversen Paarungen – etwa „Lech Poznan Hooligans“ vs. „JungVolk Moscow“ – und die einzige Regel – „last man standing“ – sagen viel über den Charakter dieses Wettkampfes aus. Duelle, welche eher an verabredete Hooligan-Kämpfe erinnern, als an respektvolle, sportliche Wettkämpfe.

Phillip Oertel (oben 3. v. l.) und Heiko (4. v. l.), Tätowierer bei "Spike Tattoo" in Spremberg beim "Hammer of Will" in Moskau
Phillip Oertel (oben 3. v. l.) und Heiko (4. v. l.), Tätowierer bei „Spike Tattoo“ in Spremberg beim „Hammer of Will“ in Moskau

Auch international ist RechtsRock und Kampf- bzw. Kraftsport kein Widerspruch. Ein für Mitte Juli in Lissabon/Portugal beworbenes Konzert beinhaltet ebenso ein Seminar der russischen Neonazi-Trainingsgruppe „PPDM-Father Frost Mode“, sowie eine Kampfsportgala.
Diese Gruppe ist vor allem für ihre Kraftsportwettkämpfe in Russland bekannt, die unter dem Namen „Hammer of Will“ ausgetragen werden. An dem dritten Turnier dieser Art am 13. Mai 2018, nahmen auch Vertreter von „Wardon 21“ teil, u.a. Philipp Oertel.

 

Extrem rechtes Kampfsport-Turnier „Tiwaz“ im Erzgebirge in Sachsen

Schon seit Monaten im Internet für den 9. Juni 2018 angekündigt, fand das Neonazi-Kampfsport-Event „Tiwaz – Kampf der freien Männer“ nun im sächsischen Grünhain im Erzgebirge statt. Austragungsort war der „VEM Kultursaal Grünhain“, ein Mietlokal in dem sich ab dem frühen Samstagabend bis zu 300 Neonazis aus ganz Deutschland versammelten, um dutzenden Kämpfen und Vorträgen beizuwohnen.

Das Orgateam des "Tiwaz" am 9. Juni 2018 im sächsischen Grünhain: u.a. Alexander Deptolla, Tomasz Skatulsky, Denis Nikitin und Philipp Oertel
Das Orgateam des „Tiwaz“ am 9. Juni 2018 im sächsischen Grünhain: u.a. Alexander Deptolla, Tomasz Skatulsky, Denis Nikitin und Philipp Oertel

Neben Chemnitzer Neonazi-Strukturen, die maßgeblich die Organisation des Events koordinierten, waren auch Alexander Deptolla („Kampf der Nibelungen“), Tomasz Skatulsky („Pride France“), Denis Nikitin („White Rex“), Philipp Oertel („Wardon 21“), sowie Abgesandte von „Black Legion“ aus Cottbus in den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung eingebunden. Das „Tiwaz“, welches zum ersten Mal ausgerichtet wurde, konnte aufgrund der konspirativen Organisation weitgehend störungsfrei stattfinden und markiert eine weitere Etappe Schritt in der rasanten Entwicklung neonazistischen Vernetzung im Kampfsport.
Eine ausführliche Analyse des „Tiwaz“ findet ihr hier: Das extrem rechte Kampfsportturnier „Tiwaz – Kampf der freien Männer“

 

„White Rex“-Seminar in Mecklenburg-Vorpommern

Am 12. Mai 2018 gab der russische Neonazi, Hooligan und Gründer des „White Rex“-Netzwerkes, Denis Nikitin, erneut ein Seminar in Mecklenburg-Vorpommern. Diesmal im „Thinghaus“ in Grevesmühlen, ein bundesweit bekannter Treffpunkt und Konzertort der extremen Rechten. Bevor Nikitin die rund ein Dutzend Neonazis auf der Matte unterrichtete, hielt er einen Vortrag zur politischen Lage in Osteuropa.

Der Rostocker Neonazi und Kampfsportler David Mallow auf einem Aufmarsch am 8. Mai 2018 in Demmin (Bild: EXIF-Recherche)
Der Rostocker Neonazi und Kampfsportler David Mallow auf einem Aufmarsch am 8. Mai 2018 in Demmin (Bild: EXIF-Recherche)

Auch der bekannte Neonazi und Kampfsportler David Mallow aus Rostock nahm an der Veranstaltung teil. Er kämpfte u.a. auf dem Turnier des „Kampf der Nibelungen“ in Ostritz im April 2018. Nur eine paar Tage vor dem Seminar im „Thinghaus“ war Mallow auf dem jährlichen Neonazi-Aufmarsch am 8. Mai in Demmin zugegen.

 

„Wardon21“-Konferenz

Die sich elitär gebende Neonazi-Trainingsgruppe „Wardon 21“ organisierte am Wochenende des 26./27. Mai 2018 einen Kongress, der den Namen „Heureka“ trug. Mit viel Pathos und Dramatik wurde vor rund 30 Neonazis über Entwicklungen der Neonazi-Kampfsportszene referiert und Zukunftspläne geschmiedet. U.a. soll es um eine engere Zusammenarbeit zwischen dem „Kampf der Nibelungen“ und der russischen Neonazi-Kampfsportmarke „White Rex“ gegangen sein. Auch die Idee, eine eigene Liga zu gründen, soll Teil der Konferenz gewesen sein.

Gruppenfoto im Rahmen der "Wardon21-Konferenz": u.a Alexander Deptolla, Denis nikitin, Manuel Eder
Gruppenfoto im Rahmen der „Wardon21-Konferenz“: u.a Alexander Deptolla, Denis nikitin, Manuel Eder

Als Referenten traten Alexander Deptolla vom „Kampf der Nibelungen“, Denis Nikitin von „White Rex“ und Heiko (Nachname unbekannt) von „Wardon 21“ auf. Letzterer ist Tätowierer bei „Spike Tattoo“ in Spremberg/Brandenburg und wird dem lokalen Ableger des „Gremium MC“ zugerechnet.
Mit der Organisation einer solchen „Konferenz“ stilisiert sich „Wardon 21“ zu einer (scheinbar) nicht mehr wegdenkbaren
Gruppierung innerhalb der rechten Kampfsportszene. Denn trotz dessen dass die Trainingsgruppe im Kern weniger als zehn Personen umfasst, sind bei allen größeren, relevanten Events der Szene – bundesweit und international- Abgesandte der Gruppe vertreten. Dabei kann mit Personen wie Manuel Eder auf eine jahrelange Vernetzung innerhalb der RechtsRock-Szene zurück gegriffen werden. Der zwischen Österreich und Sachsen pendelnde Eder ist darüber hinaus in die Promotion der Neonazi-Marken „White Rex“, „Leveler Clothing“ und „Greifvogel Wear“ eingebunden. Immer mit der Perspektive den „NS Straight Edge“-Lifestyle zu verbreiten und die rechte Szene für Kampf-und Kraftsport zu gewinnen. Eine ausführliche Betrachtung dieser rechten Kleinstgruppe werden wir in den kommenden Wochen veröffentlichen.

„Der III. Weg“ baut eigene Sport-AG aus

Eines der T-Shirts der "AG Körper & Geist" die von "Der Dritte Weg" produziert werden
Eines der T-Shirts der „AG Körper & Geist“ die von „Der Dritte Weg“ produziert werden

Zum dritten Mal veranstaltete die Neonazi-Partei „Der III. Weg“ am 13. Mai 2018 einen Selbstverteidigungskurs für Kinder im sächsischen Plauen. Weniger als zehn Kinder nahmen an dem Training teil, welches der „Stützpunkt Plauen“ in seinen Büroräumen initiiert hatte.
Um die Kinder bei Laune zu halten verteilten Neonazis T-Shirts, auf denen Elemente des Logos der Partei mit einem stilisierten Wolfskopf zu sehen sind. Dieses Motiv ist das Symbol der parteieigenen „Arbeitsgruppe Körper & Geist“.

Ob auf rechten Turnieren wie dem „Tiwaz“, oder bei Seminaren für Kinder, die AG wird stetig aufgebaut und ist festes Standbein innerhalb der politischen Propaganda der Neonazi-Partei. Unter dem Motto „Wahrhaft wehrhaft“ fand ebenfalls im Mai 2018 eine Schulung des „Stützpunkt München/Oberbayern“ zum Thema der Wehrhaftigkeit statt. Neben Karl-Heinz Statzberger, ein verurteilter Rechtsterrorist und Stützpunktleiter der Partei in München, trat auch ein namentlich nicht bekannter Neonazi aus „Mitteldeutschland“ als Referent auf. Dieser schulte die teilnehmenden Neonazis zum Thema Nüchternheit, Drogenverzicht und gesunde Lebensführung. Unterlegt mit mystischen und halb-religiösen Geschichten aus dem antiken Griechenland, fielen auch wieder die Worte „Du hast die Pflicht gesund zu sein“. Ein Slogan, der innerhalb der „NS Straight Edge“-Szene um Gruppen wie „Wardon 21“ in aller Munde zu sein scheint.
Schließlich hat „Der III. Weg“ in Bayern auch aktive Kampfsportler in den eigenen Reihen. Etwa Kai Zimmermann, der schon für das „Team Kampf der Nibelungen“ 2017 in Frankreich in den Ring stieg. Oder eben Karl-Heinz Statzberger selbst, der auf einem der ersten Events des „Kampf der Nibelungen“ ebenfalls gekämpft haben soll.


Kampfabsage an Neonazis in München

Wir begrüßen sehr, dass Neonazis bei Turnieren nicht teilnehmen dürfen, bzw. ihre Kämpfe abgesagt werden. Das ist wichtig, um klar Position gegen rassistische und rechte Inhalte zu beziehen, die im fairen Kampfsport nichts zu suchen haben. Mehr Gedanken dazu, findet Ihr auch in unseren Interviews.

Beispielhaft gehen Veranstalter_innen der Schweizer MMA-Meisterschaften (SMMAC) voran, als sie Nick Betschar aufgrund seines extrem rechten und rassistischen Backgroundes von ihrem Turnier Ende April 2018 mit klarer Haltung „«Rassismus ist für uns ein No-Go, wir wollen keine Rechtsextremen bei uns kämpfen lassen» ausschlossen.

Roman Portner mit Flecktarn-Windbreaker auf dem "Schild&Schwert"-Ffestival im April 2018 in Ostritz
Roman Portner mit Flecktarn-Windbreaker auf dem „Schild&Schwert“-Ffestival im April 2018 in Ostritz

Ähnlich musste das der rechte Boxer Roman Portner aus Basel nun schon zweimal erleben.
Im Dezember 2017 wurde ihm bereits seine Teilnahme bei „Swiss Las Vegas“ verweigert, als öffentlich wurde, dass er 2017 an der rechten Kampfsportveranstaltung „Kampf der Nibelungen“ teilnahm.
Auch am 3. Juni 2018 durfte er zumindest nicht als Kämpfer auf dem Münchner Kampfsport-Event „Aggrelin“ antreten. Grund dafür war sicher nicht nur die Teilnahme am „Kampf der Nibelungen“ 2017, sondern auch sein Erscheinen bei einem Kampfsport-Turnier auf dem Neonazi-Festival „Schild & Schwert“ im April 2018 in Sachsen.

Kevin Graf (links) mit einem Tattoo des Logos von "White Rex", rechts: Graf und Denis Nikitin in Köln
Kevin Graf (links) mit einem Tattoo des Logos von „White Rex“, rechts: Graf und Denis Nikitin in Köln

Den Stein ins Rollen brachte allerdings der ehemals in Köln wohnhafte Neonazi und Kampfsportler Kevin Graf der ebenfalls für das Event am 3. Juni angekündigt war. Nachdem auf seine Verbindungen in die extrem rechte Hooliganszene des 1. FC Köln und seine langjährigen Kontakte ins rechte russische Kampfsport-Netzwerk „White Rex“ hingewiesen wurde, lud ihn „Aggrelin“ zügig wieder aus.
Wir sehen das als ein wichtiges Zeichen, vor allem weil der Veranstalter zügig und ohne schwammige Diskussionen reagierte.
In letzter Konsequenz hätte das aber auch bedeutet, den Kampf von Lajos Etelaky abzusagen. Dieser trat schließlich für das „MMA Top Team Budapest“ an, zu dessen Kernteam auf Wettkämpfen der Neonazi Suhajda „Starec“ Zoltan gehört.

Zoltan "Starec" Suhajda vom "Top Team Budapest" in Fightshorts der Neonazimarke "Pride France" und mit eindeutigen Symbolen auf seiner Trainingskleidung
Zoltan „Starec“ Suhajda vom „Top Team Budapest“ in Fightshorts der Neonazimarke „Pride France“ und mit eindeutigen Symbolen auf seiner Trainingskleidung

Zoltan ist das Aushängeschild der extrem rechten Kampfsportszene Ungarns und trat bereits bei einschlägigen Turnieren in Rom, Frankreich und in Deutschland beim „Kampf der Nibelungen“ an. Mal wurde er von „White Rex“ gesponsert, mal von „Pride France“. Das alles verriet schon in Teilen sein Kämpfer-Profil in sozialen Netzwerken.
Warum aus den besagten Gründen ebenfalls keine Streichung des „MMA Top Teams Budapest“, ob eine vertragliche Bindung Grund dafür war oder weiteres – wir wissen und verstehen es nicht.

Wenn wir Recherchen zu Neonazis im Kampfsportgeschehen anstellen und veröffentlichen, sollen diese in erster Linie als hilfreiche Argumentationsgrundlage für Veranstalter_innen dienen, um Neonazis konsequent ausschließen zu können. Wir hoffen, dass dieses Angebot in Zukunft viel mehr genutzt wird und wünschen uns Konsequenzen. Wer will schon Neonazis auf Veranstaltungen?

Falls ihr auch noch Informationen zu Neonazis, Kampfsport und ihre politischen Aktionen habt, dann schreibt uns über das verschlüsselte Kontaktformular, damit wir das dokumentieren und veröffentlichen können.
Runter von der Matte! Kein Handshake mit Nazis!